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Lauterborn, Robert ; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1918, 1. Abhandlung): Die geographische und biologische Gliederung des Rheinstroms, 3 — Heidelberg, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.38876#0013
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Die geographische und biologische Gliederung des Rheiastroms. III. (B. 1) 5

kräftigsten Widerstand fand, der auch heute noch keineswegs
gebrochen ist, wie die zahlreichen Klippen, Felsbänke, Strudel
und Stromschnellen beweisen. Gleich beim Eintritt in die Enge
des Binger Lochs durchsetzt ein zerklüftetes Felsenriff von harten
Quarziten das ganze Strombett, über das der Rhein strudelnd
und schäumend hinüberrauscht. Auch weiter abwärts folgen noch
wilde Felsenstrecken mit schwächeren Stromschnellen, in mehr-
fachem Wechsel mit beckenartigen Kolken, am Rhein Wooge
genannt, wo der Strom tief und ruhig dahinflutet. Langgestreckte
Inseln, hier meist aus festem Felsgestein bestehend, bewirken
Spaltungen des Stromlaufes, der sich in malerischen Windungen
bald zu seeartigen Becken weitet, die wie bei Lorch bis 680 m
in der Breite erreichen, bald sich wieder in enger Talrinne zu-
sammenzwängt, wo der Abstand der Ufer kaum 200 m beträgt.
Von der scharfen Biegung des Roßsteins unterhalb Oberwesel an
folgt der Rhein wieder dem Streichen der Gebirgsschichten. An-
stehende Felsbänke und Klippen werden hier immer seltener,
dafür tauchen feste Geröllbänke auf, die ebenfalls zu Spaltungen
des Stromlaufes führen. Die jäh abstürzenden Felswände der
Lorelei engen das Strombett bis auf L13 m so beträchtlich ein,
daß die zusammengedrängten Wassermassen am Grunde eine kolk-
artige Rinne ausgefurcht haben, die bis 30 m unter den Spiegel
absinkt und die tiefste Stelle des ganzen Rheins darstellt.
Weiter abwärts folgt unterhalb Boppard die stärkste Krümmung
des Mittelrheins, indem mächtige von SW nach NO streichende
Quarzitgänge den Stromlauf in gewaltigem Bogen nach Osten
drängen. Die Breite des Rheins von hier bis zur Mündung der
Mosel schwankt zwischen 260—600 m.
Eine Unterbrechung des Rheintals bedingt das Neu wie der
Becken, das sich von Koblenz bis gegen Andernach erstreckt.
Gegenwärtig von fluviatilen Aufschüttungen sowie Schichten vul-
kanischer Aschen bedeckt, welche Westwinde aus den diluvialen
Kratern der Eifel, besonders aus der Umgebung des Laacher
Sees hierher verwehten, haben die nach allen Richtungen ausstrah-
lenden Spalten dieses Einsturzbeckens die Mündungen zahlreicher
Bäche und Flüsse hieher gelenkt, unter denen — neben der etwas
weiter oberhalb zutretenden Lahn — vor allem die Mosel die
größte hydrologische und biogeographische Bedeutung für den
Mittelrhein erlangt. Durch diese Nebenflüsse verstärkt, gewinnt
der Rhein in der Ebene des Neuwieder Beckens eine Breite von
 
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