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Buddenbrock, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1918, 3. Abhandlung): Die vermutliche Lösung der Halterenfrage — Heidelberg, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.38878#0005
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Die vermutliche Lösung der Halterenfrage.

(B. 3)

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die Halteren eine sehr weitgehende Ähnlichkeit, die sich auf fast
alle Einzelheiten erstreckt, und an der wirklichen Identität beider
Organe keinen Zweifel läßt. In beiden Fällen existiert ein klöppel-
förmiges Gebilde, das aktiv oder passiv bewegt, Schwingungen
ausführt. In beiden Fällen werden durch diese Schwingungen
ohne jeden Zweifel die Sinneszellgruppen gereizt, die sich an der
Basis des Klöppels befinden. In beiden Fällen wirkt dieser Reiz
stimulierend auf die Fortbewegungsorgane des Tieres. Exstirpa-
tion oder Bewegungshemmung der Sinneskölbchen hat genau so
völligen Stillstand der Bewegungsmuskeln der Qualle zur Folge,
wie wir einen solchen bei der Fleischfliege nach Verlust ihrer
Halteren beobachten konnten.
Es scheint mir nach alledem nicht zu bezweifeln, daß die
Halteren wirklich tonuserzeugende Organe sind. Wir wissen nun
aber von den Statozysten vieler Wirbelloser, daß sie eine Doppel-
funktion besitzen; sic sind Tonuserzeuger und Gleichgewichts-
organe in einem. Es fragt sich, ob dies nicht auch für die Halteren
Gültigkeit haben könnte, und also die Auffassung der älteren Auto-
ren, die Halteren seien Gleichgewichtsorgane, nicht dennoch zu
Recht besteht.
Eine rein experimentelle Lösung dieser Frage steht noch aus.
Man kann sich aber durch einige Beobachtungen leicht davon über-
zeugen, daß eine Deutung der Halteren in diesem Sinne mindestens
sehr unwahrscheinlich ist. Alle Gleichgewichtsorgane, die wir
kennen, beruhen auf einem und demselben Prinzip. Sie bestehen
aus einem festen und einem beweglichen Teil (z. B. Statozyst en -
wand und Statolith). Verliert das Tier seine Normallage zur
Schwerkraft, so ändert der bewegliche Teil, also z. B. der Statolith
eben durch die Schwerkraft seine relative Lage zum festen Teil, zur
Statozystenwand, und erzeugt so einen neuen Reiz, welcher
reflektorisch das Tier in die Normallage zur Schwerkraft zurück-
führt. Ein Teil des Gleichgewichtsorgans muß also durch die
Schwerkraft passiv beweglich sein und je nach der Lage des
Tiers im Raume eine verschiedene Lage zum übrigen Körper
einnehmen.
Dieses sonst allgemeingültige Prinzip gilt nun für die Halteren
nicht. Dieselben schwingen nämlich durchaus unabhängig
von der Lage des Tieres im Raume stets in einer un
abänderlich fixierten, durchaus konstanten Bahn hin
 
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