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Elze, Curt; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1919, 10. Abhandlung): Über Form und Bau des menschlichen Magens — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.36562#0046
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46 (B. 10)

CuRT ELZE :

des Canalis kann, wie an jedem dünnwandigen Hohlorgan, in
doppeltem Sinne wirken: im Sinne der Verengerung, wenn ihre
Endpunkte, hier Pylorus und unteres Corpusende, feststehen und
der Inhalt nach der einen oder anderen Richtung ausweichen,
also an Volumen abnehmen kann. Voraussetzung ist, daß die
Fasern vorher gebogen liefen wie Faßdauben. Die Verengerung
geschieht dann so weit, bis die Biegung ausgeglichen ist und die
Fasern zwischen beiden Endpunkten gerade gestreckt sind. — Im
Sinne der Erweiterung wirken die Längsfasern nur, wenn der eine
Endpunkt feststeht, der andere bewegt werden kann und ein in-
kompressibler, aber plastischer Inhalt zwar seine Form, aber nicht
sein Volumen ändern kann. Mit Verkürzung der Entfernung der
beiden Endpunkte geht dann eine entsprechende Erweiterung des
Rohrstückes einher. Am Pylorusteil des Magens überwiegt die
verengende Wirkung der Längsfasern, mdem ihnen der Pylorus
und die Ringwelle der Peristaltik als Festpunkte dienen. Eine
erweiternde Wirkung kann man aus Bildern, wie Fig. 22 erschließen:
der Pylorus als Punctum mobile wird dem unter dem Zuge der
Längssysteme stehenden unteren Corpusende als Punctum fixum
genähert unter gleichzeitiger Ausbuchtung der Wand. Diese, den
Anfangsteil des Canalis erweiternde Wirkung der Längsmuskulatur
des Canalis geht Hand in Hand mit dem schon erörterten Ein-
schieben des Inhaltes in den Canalis durch die Tätigkeit der Längs-
systeme des Corpus. Beide Muskeltätigkeiten führen gemeinsam
zur Anfüllung des Canalis, der durch die nun eintretende Peri-
staltik entleert wird. Die dazu nötige Verengerung geschieht unter
wesentlicher Beteiligung der Längsmuskulatur, besonders an der
stärksten Ausbuchtung, der großen Kurvatur, deren Ausrüstung
mit besonders kräftiger Längsmuskulatur an dieser Stelle darin
ihre Erklärung findet.
Mit den Entleerungsbewegungen des Canalis gehen meistens
Stellungsänderungen des Pylorusringes einher. Die Ebene des
Pylorusringes ändert ihre Stellung sowohl zur Längsachse des
Corpus, wie zu der des Canalis (s. Fig. 22). Diese Bewegung ver-
mag ich vorläufig nicht sicher zu analysieren vielleicht ist sie
eine Funktion der Ligamenta ventriculi —, so wenig wie ich für
das Auftreten des funktionell häufig gefundenen Sphincter antri
pylori (Fig. 16) eine genaue anatomische Grundlage finden kann.
Einen Anhaltspunkt gibt vielleicht das Verhalten der Längsmusku-
latur des Canalis an der Seite der kleinen Kurvatur. Tritt bei der
 
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