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Elze, Curt; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1919, 10. Abhandlung): Über Form und Bau des menschlichen Magens — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.36562#0048
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48 (B.10)

CURT ELZE :

Begriff ,,Canalis egestorius" verbindet sich von selbst die Vor-
stellung von Form und Funktion dieses Abschnittes. ,,Mammi!la
ventriculi" hätten vielleicht unsere bilderfreundlicheren Altvordern
gesagt, wenn sie über seine Funktion so genau unterrichtet
gewesen wären.
Der ,,Canalis pyloricus" im Sinne von ERIK MÜLLER und JoN-
NESCO ist nur ein Teil des Canalis egestorius. ,,Antrum" und
,,Vestibulum" pylori sind weder anatomisch noch funktionell
begründet.
Von dem ruhenden Teil des Alagens ist der größere Abschnitt
anatomisch ausgezeichnet durch die Ausbreitung der Fibrae obli-
quae. Das ,,Corpus ventriculi" würde aRo von der obersten
Fibra obliqua bis zum Canalis reichen. Der verbleibende Abschnitt
des Blindsackes wäre dann als ,,Fornix" zu bezeichnen (Fig. 18).
Diese Benennung als Gewölbe ziehe ich mit FoRSSELL dem ^Fun-
dus" = Boden der gebräuchlichen Nomenklatur vor. Den höchsten
Teil des Alagens als Boden oder Grund zu bezeichnen, heißt den
Fußboden zur Decke zu machen. — Der Fornix nach meiner
Definition ist nur ein Teil des alten Fundus. Er ist nicht nach
unten begrenzt von der durch die Gardia gelegten Horizontalen,
sondern beginnt weiter oben. Ob dieser oberhalb der ersten Fibra
obliqua gelegene Fornix dem von SCHWALBE entdeckten embryo-
nalen Divertikel entspricht, kann ich nicht bestimmt sagen. Auf
der Rückfläche des Alagens fällt seine Grenze ungefähr mit der
Ansatzlinie des Alesogastrium posterius zusammen, das nach
ScHWALRE in den ,,Sulcus diverticulogastricus" zu hegen kommt,
was ich an eigenen Präparaten vom fetalen Magen bestätigt finde.
Bei der Katze, von der ich aber nicht weiß, ob sie ein fetales Diver-
tikel hat, entspricht der obersten Fibra obliqua auf der dorsalen
Außenfläche genau die Ansatzlinie des Mesogastrium. Beim
Schwein, dessen Alagen auch im erwachsenen Zustand ein Diver-
tikel aufweist, liegt die oberste Fibra obliqua auf den Zeichnungen
ELLENBERGERS in der Grenzfurche zwischen Diverticulum und
Corpus. — Soll der ganze oberhalb der Gardia gelegene Abschnitt,
der dann nur durch diese Lagebeziehung charakterisiert ist,
benannt werden, so kann dies mit dem alten und treffenden Aus-
druck ,,Blindsack" (Saccus caecus) geschehen.
So ergibt sich also aus dem Aluskelbau und den Bewegungs-
erscheinungen des menschlichen Alagens die Unterteilung m die
drei Abschnitte: Fornix, Corpus und Canalis. Das Corpus ist der
 
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