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Elze, Curt; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1919, 10. Abhandlung): Über Form und Bau des menschlichen Magens — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.36562#0058
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58 (B.10)

CURT ELZE :

daß diese bei ihrer Kontraktion schon sehr erheblich vorspringen
müßten, um auch die Schleimhaut deutlich vorzubuchten und zu
je einer Falte zu erheben. Geschähe dieses wirklich — und es
liegt, immerhin im Bereiche der Vorstellbarkeit und Konstruktions-
möglichkeit (vgl. z. B. STRECKER), wenngleich das ,,Moment" der
Fibrae obliquae für diese Bewegung äußerst ungünstig ist und
überdies die Ringmuskulatur mjt.gezogen werden müßte, die durch
straffes Bindegewebe mit den Fibrae obliquae verbunden ist —,
so könnte nur eine von dem typischen Schleimhautrelief, besonders
der Magenstraße, unabhängige flache Rinne entstehen. Wie gesagt,
ist diese Rinne nie beim Menschen wirklich beobachtet worden.
KAUFMANN (S. 226) erwähnt sie ganz kurz vom Hunde nach
Physostigmininjektion, ohne Abbildungen beizufügen. Aus seinen
wenigen Worten kann ich nicht mit Sicherheit ersehen, ob sie bei
intakter Schleimhaut wirklich vorhanden war. Allerdings, entfernt
man Alucosa und Submucosa, so begrenzen die freien Ränder der
Fibrae obliquae an der bloßgelegten Muskulatur der kleinen Kur-
vatur eine Rinne. Aber diese pflegt bei intakter Schleimhaut
völlig ausgeglichen zu sein. Ich kann also KAUFMANNS, auf den
ersten Blick sehr überzeugend wirkenden Bildern (Taf. XIV, Fig. 3
und 6), keine unbedingte Beweiskraft zuerkennen, denn sie stellen
die freigelegte Muskulatur, nicht aber das Schleimhautbild dar.
Am frischen Katzen- und Hundemagen fällt allerdings das Gebiet
der kleinen Kurvatur zwischen den von außen sichtbaren Fibrae
obliquae durch die Dünne seiner Wand auf. Aber bei einer Reihe
von größtenteils im überlebenden Zustande in Formol gehärteten
Katzenmägen in den verschiedensten Füllungs- und Kontraktions-
zuständen habe ich vergeblich nach dem Sulcus salivalis geforscht.
Nur an einem einzigen Präparate ist er vorhanden. Es handelt
sich um einen mäßig mit Speisen gefüllten Alagen. Der Quer-
schnitt durch das Corpus zeigt an der kleinen Kurvatur eine ganz
flache Rinne, welche seitlich durch zwei Schleimhautfalten scharf
begrenzt ist, in deren Basis die Fibrae obliquae sich deutlich über
die Fläche der Ringmuskelschicht erheben. Es liegt also hier ein
Sulcus salivalis zugleich mit einer Magenstraße vor, die freilich
nur von zwei, statt wie beim Menschen von vier Falten gebildet
wird.
Diese Beobachtung lehrt, daß bei der Katze durch Kontrak-
tion der Fibrae obliquae ein Sulcus salivalis wirklich erzeugt werden
kann. Ob in der Schleimhaut immer gleichzeitig eine falten-
 
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