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Oertel, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1919, 12. Abhandlung): Über die Alveolarporen in den Säugetierlungen — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.36564#0010
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10 (B.12)

OERTEL:

in seiner Abhandlung über die Alveolenscheidewände 1915 abge-
bildete Photostereogramm zeigt einen Schnitt durch die schwach
gefüllte Lunge einer kleinen Fledermaus, Vesperugo noctula. Ich
habe nahezu dasselbe Bild in fast sämtlichen Präparaten von Ves-
pertilio murinus erzielt und zwar durch gute Versilberung. Schon
die einfache Beobachtung ergibt, daß es sich nur um Löcher
handeln kann. Alan sieht im mikroskopischen Bild sämtliche
Alveolarhohlräume — und zwar am besten an dicken Schnitten ,
bei denen nicht Flächenansicht besteht, im einfachen Lichtweiß,
ohne jedweden Schleier. Und genau ebenso hell ohne Farben-
unterschied erkennt man Lücken im Epithel bei Flächenansicht.
Alan kann auch verschieden beleuchten, den Spiegel verschieden
schräg stellen, Hohl- oder Planspiegel benutzen, den Kondensor
ausschalten, Immersion nehmen, mit der Alikroschraube hoch
oder tief einstellen, die verschiedenen Blenden gebrauchen in ver-
schiedener Größe, zentrales Licht wegnehmen, schräges Licht ein-
fallen lassen, kurz und gut jede Beleuchtungsform wählen, stets
findet sich die gleiche Helligkeit in der fraglichen Lücke und im
Alveolarhohlraum. Auch bei verschiedenartiger Farbenunterlage,
blau, rot, gelb usw., stets das gleiche Farbenbild, welches sagt,
daß es sich um Löcher handelt. Der beste Beweis wird aber gelie-
fert durch die häufigen halbmondförmigen Einbuchtungen in der
Epithelplatte bei Flach- bezw. Schrägschnitten und durch die
vielen, feinsten Unterbrechungen der Wände auf Querschnitten.
Daß es sich nicht um verdünnte Wandstellen oder Alembranen
handelt, wird weiter gezeigt durch den scharfen Band mit der
schönen Imprägnierung durch Silber und auch bei guter Proto-
plasmafärbung oder Überfärbung mit Haematoxylin, wobei auch
stets eine genaue Begrenzung wahrnehmbar ist. Damit dürfte die
Beweisreihe für das tatsächliche Vorhandensein von Lücken ge-
schlossen sein.
Wie sind sie zu bewerten ? Einwände sind genug möglich.
Könnten nicht künstliche Risse vorhegen? Dagegen spricht vor
allem die Form, der scharfe Band. Ausgefallene oder ausgelaugte
Fettzellen kommen nicht in Frage, da sonst zum mindesten ihr
Protoplasmasaum mit Kern nachweisbar wäre. An abgekuppte
Fältchen oder an einen solchen erwähnten engen Alveolareingang
,,Isthmus" ist wegen der großen Anzahl nicht zu denken. Kern-
ausfall muß abgelehnt werden, da sich die Lücken stets im Inter-
cellularraum befinden, speziell an den Stellen, wo mehrere Zellen
bezw. Zellplatten Zusammenstößen.
 
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