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Vogt, Cécile; Vogt, Oskar; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1919, 14. Abhandlung): Zur Kenntnis der pathologischen Veränderungen des Striatum und des Pallidum und zur Pathophysiologie der dabei auftretenden Krankheitserscheinungen — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.36566#0027
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Zur Kenntnis der pathologischen Veränderungen des Striatum. (B. 14) 27

daß dieselbe — wie schon eben erwähnt — ihr Syndrom durchaus
nicht nur auf ihre Fälle von Etat marbre gestützt hat.
Drittens erklärt v. EcoNono folgendes: ,,Es sind die Motilitäts-
verhältnisse bei Kindern doch etwas anders bestellt als bei Erwach-
senen und es kann infolgedessen eine Läsion, im Kindesalter
erworben, andere Folgen haben als eine später erworbene. Daß
sich gerade bei Kindern im zarten Alter nach den allerverschieden-
sten Lokalisationen einer Hirnschädigung eine Athetose entwik-
keln kann, ist längst bekannt (NoTHXAGEL, MAGENDiE)." Zu
diesem Satze haben wir dreierlei zu bemerken. Zunächst wird
jeder zugeben, daß im Kindesalter aufgetretene Läsionen des
Zentralnervensystems zu einer anderen Symptomatologie führen
als im späteren Lebensalter entstehende. Dagegen fehlen unseren
heutigen wissenschaftlichen Anforderungen genügende Beweise
dafür, daß Hirnschädigungen allerverschiedenster Art Athetose
hervorrufen. Endlich müssen wir aber doch die Ansicht vertreten,
daß die Symptomatologie kindlicher Erkrankungen nicht bei Auf-
stellung eines systematischen Syndroms ausgeschaltet werden darf.
Der nächstliegende Zweck der Charakterisierung eines solchen
Syndroms ist doch die Ermöglichung einer topischen Diagnostik.
Und diese soll doch auch für das kindliche Gehirn oder ein in früher
Zeit erworbenes Leiden möglich sein.
Von einem eigenen Falle der WiLSON sehen Krankheit aus-
gehend, kommt v. EcoNono dann seinerseits zu dem Schluß, daß
nur der tonische Spasmus ohne Reflexsteigerung als pathologisches
Symptom der ,,Linsenkernerkrankung" aufzufassen sei. Hierzu
haben wir zunächst — wie auch gegenüber WiLSON und DEUTSCH
— zu bemerken, daß und SZrmürw-Erkrankungen im
Interesse eines präzisen Ausbaus der Symptomatologie patholo-
gischer Veränderungen des Striatum und des ganz anders gebauten
Pallidum scharf voneinander getrennt werden müssen, v. EcoNono
stützt sich aber gerade auf einen solchen Fall von .strio-pGdh'ddrer
Erkrankung und zwar auf einen Fall, bei dem — wie wir oben schon
betont haben — die von v. EcoNOMO beschriebenen sekundären
Degenerationen nur bei der Annahme verständlich werden, daß
das Pallidum primär umfangreicher erkrankt war als es der Autor
in seiner Fig. 10 angibt. Es muß deshalb der EcoNono sehe Fall
— genau so wie die WiLSON sehen — als nicht geeignet für die
Charakterisierung des Striatumsyndroms bezeichnet werden.
 
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