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Vogt, Cécile; Vogt, Oskar; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1919, 14. Abhandlung): Zur Kenntnis der pathologischen Veränderungen des Striatum und des Pallidum und zur Pathophysiologie der dabei auftretenden Krankheitserscheinungen — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.36566#0028
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28 (B.14)

ÜECILE und OSKAR VOGT:

Eine zweifellos dazu viel geeignetere Erkrankung haben wir
in der progressiven elektiven Zellnekrose des Striatum des Erwach-
senen vor uns. Und diese führt zu choreatischen Spontan- und
Mitbewegungen. Man kann deshalb derartige unwillkürliche Bewe-
gungen nicht aus dem Striatumsyndrom ausscheiden.
Wir fühlen uns deshalb durch die Ausführungen Wirsoxs,
DEUTSCHS und EcoNonos nicht veranlaßt, C. VoGTS Charakteri-
sierung des Striatumsyndroms zu modifizieren.
Wohl aber haben die Feststellungen WiLSONs, STRÜMPELLS,
THOMALLAs, WssTPHALS u. a., unsere Aufdeckung des ausschlag-
gebenden Einflusses der Striatumkomponente in der Symptomato-
logie der Paralysis agitans, andere neue Feststellungen sowie im
nächsten Abschnitt näher zu schildernde pathophysiologische Über-
legungen uns zu einer weiteren Vertiefung unserer Charakterisierung
des Striatumsyndroms veranlaßt.
Zunächst können wir das Erhaltensein des Bauchdecken-
reflexes bei allen Striatumerkrankungen konstatieren. Wir gewin-
nen damit ein neues, besonders von STRÜMPELL hervorgehobenes
Unterscheidungsmerkmal vom Syndrom der Area gigantopyra-
midalis.
Ferner führt — C. VoGT hatte diese Tatsache schon in ihren
früheren Arbeiten gestreift — öfter bei Striatumerkrankungen ein
Bestreichen der Planta pedis zu einer Dorsalflexion der großen Zehe.
Unserer Ansicht nach trifft die oben S. 20 gegebene Erklärung dieser
Tatsache, derzufolge diese Dorsalflexion als eine athetotische
Bewegung gedeutet werden muß, für alle Fälle zu. Wir können
deshalb als neues Merkmal des Striatumsyndroms das gelegentliche
Vorkommen eines Pseudobabinski anführen.
Des weiteren sind wir in der Lage die spastischen Zustände
des Striatumsyndroms noch näher zu charakterisieren. Zunächst
erscheint es uns zweifelhaft, ob jemals bei Beschränkung der
primären Erkrankung auf das Striatum und bei Vermeidung
sekundärer Muskel Veränderungen Dauerkontrakturen entstehen.
Außerdem zeigen die Muskelspasmen schon bei den einzelnen Er-
krankungen erwähnte Merkmale in bezug auf die Beeinflußbarkeit
ihrer Intensität und die Auswahl der betreffenden Muskeln. Haut-
und psychische Beize steigern die Bigidität. Vorsichtige Bewe-
gungen setzen sie herab. Die bei der hemiplegischen Muskelkontrak-
tur vorhandene Steigerung derselben bei Muskeldehnung infolge
einer dadurch reflektorisch ausgelösten Dehnungsrigidität fällt bei
 
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