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Vogt, Cécile; Vogt, Oskar; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1919, 14. Abhandlung): Zur Kenntnis der pathologischen Veränderungen des Striatum und des Pallidum und zur Pathophysiologie der dabei auftretenden Krankheitserscheinungen — Heidelberg, 1919

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.36566#0034
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34 (B.14)

CECILE und OSKAR VOGT:

der ganzen rechten Seite gezeigt mit leichten Kontrakturen im
Arm und schwacher Spitzfußstellung sowie geringer motorischer
Kraft der rechten Seite. Der Autor selbst schließt aus seinem Fall,
daß die Erkrankung unseres erd, d. h. des thalamischen Endigungs-
gebietes des Bindearms und der Strahlung des roten Kerns, ,,die
Ursache der Athetose zu sein scheine und daß es erwiesen sei, daß
auch im Thalamus die Läsion des Bindearms Ursache der Bewe-
gungsstörung ist." Im Falle Boussys handelt es sich um einen
im späteren Lebensalter entstandenen Herd, der caudo-laterale
Teile des Thalamus vernichtet und ganz caudal auf das Striatum
und Pallidum übergegriffen hatte. BoussY konstatierte Dege-
nerationen der strio-thalamischen und der thalamo-striären Fase-
rung sowie eine Verminderung der Fasern in den Lamellen des
PalhdumL Außer Sensibilitätsstörungen und einer Hemiataxie
zeigte die Patientin psychisch sehr leicht beeinflußbares chore-
atisches Zittern im gekreuzten Arm.
Alan hat nun aber weiter auch eine Unterbrechung der rM&ro-
und Faserung, ja sogar A/eiAAfritherde als
LIrsache einer Hemichorea angesprochen. Wir werden im fol-
genden Kapitel zeigen, daß die eventuelle Existenz dieser ,,Binde-
armchorea" sich mit unseren theoretischen Anschauungen durchaus
vertragen würde. Wir müssen aber erklären, daß uns kein Fall
bekannt geworden ist, der bei einem für die Existenz einer Binde-
armchorea sprechenden Befund auf Grund einer ausreichenden
Untersuchung die Existenz anderer Herde ausschloß oder bei dem
der pathologisch-anatomische Befund als eindeutig bezeichnet
werden kann. Das erstere gilt speziell von jenem Fall, auf welchen
BoNHÖFFER die Lehre von der Existenz einer Bindearmchorea
gegründet hat. Es handelte sich in diesem Fall um Carcinom-
metastasen. Der Autor sagt aber überhaupt nichts vom Striatum.
Er macht einfach eine in der Bindearmkreuzung annähernd
symmetrisch gelegene Metastase für eine vornehmlich halb-
seitig aufgetretene Chorea verantwortlich. Als zu einer einwands-
freien Deutung ungeeignet müssen andererseits die Fälle HALBANs-
iNFELDs, MARiEs-GuiLLAiNs und KLEiSTS-BREMMES angesehen
werden. Es ist dabei sehr interessant, daß MARIE und GuiLLAiN
selbst von einer Interpretation ihres Falles absehen und P. MARIE
i Für die uns hier interessierenden Fragen wäre es sehr erwünscht,
wenn Ronssy seine bisherige Beschreibung durch genaue Angabe der Ursache
der Degenerationen im Striatum+ PaHidum ergänzen würde.
 
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