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Vogt, Cécile; Vogt, Oskar; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1919, 14. Abhandlung): Zur Kenntnis der pathologischen Veränderungen des Striatum und des Pallidum und zur Pathophysiologie der dabei auftretenden Krankheitserscheinungen — Heidelberg, 1919

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.36566#0037
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Zur Kenntnis der pathologischen Veränderungen des Striatum. (B.14) 37
Beginnen wir mit dem Syndrom des ShrzWu/n! Bas
Striatum enthält entsprechend den Ausführungen des ersten Ab-
schnitts zahlreiche strio-petale Fasern aus dem oro-ventro-medialen
Thalamusgebiet (Gegend von nm + ^+ucF). Dieselben stehen mit
einer sehr großen Zahl von kleinen Striatumganglienzellen in Ver-
bindung. Letztere wirken endlich auf Zellen ein, deren Achsen-
zylinder zum Pallidum ziehen und durch Vermittlung des Pallidum
mit tieferen Bahnen in Verbindung treten. Von gleichen oder
wenigstens benachbarten Thalamusgebieten gehen ferner direkte
Fasern zum Pallidum. Die Bahn Thalamus-Pallidum-sub-
thalamische Grisea oder die Pallidumreflexbahn erhält auf diese
Weise eine Nebenschaltung über das wesentlich höher differen-
zierte Striatum. Die niedere thalamo-pallidäre Bahn und die
höhere Bahn Thalamus-Striatum-Pallidum wirken gemeinsam
auf die ihre Axone in subthalamische Grisea sendenden
Neurone des Pallidum. So ergibt sich, wie wir schon im ersten
Kapitel andeuteten, fasersystematisch ein analoges Verhältnis
zwischen Striatum und Pallidum, wie es zwischen der sogen.
,,motorischen Binde" und den von ihr abhängigen Grisea des
Tcgmentum und der Medulla besteht.
Die Zerstörung der ,,motorischen Rinde" führt nun bekannt-
lich zur spastischen Lähmung. Ihre Erklärung fordert, daß wir
der Rinde der ,,motorischen Region" zwei Funktionen zuschreiben:
und zwar erstens die Übermittlung hochkoordinierter motorischer
Impulse auf die subcorticalen Grisea, und zweitens eine Hemmung
der reflektorischen Tätigkeit der letzteren. Der Lähmung liegt
eine Aufhebung der zuerst genannten kinetischen Funktion, dem
Spasmus eine ,,Enthemmung" der subcorticalen Zentren zugrunde.
Übertragen wir nun auf Grund des analogen Baues diese Auffas-
sung auf das Striatum, so müssen wir annehmen, daß das über-
geordnete Striatum nicht nur hemmend auf die Tätigkeit des Pal-
lidum und damit subpallidärer Zentren wirkt, sondern daß es als
Zentrum eines übergeordneten Reflexbogens die Anregung zu
bestimmten Bewegungen dem Pallidum übermittelt. Überall, wo
hei einer striären Erkrankung als substriäre Enthemmungen auf-
zufassende Erscheinungen sich zeigen, müssen dementsprechend
Symptome einer striären Akinese sich nachweisen lassen, soweit die
substriären Enthemmungen nicht so intensiv sind, daß sie die
akinetischen Erscheinungen vollständig verdecken.
 
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