Zur Kenntnis der pathologischen Veränderungen des Striatum. (B. 14) 47
Es tritt nunmehr an uns die Aufgabe heran, eine Erklärung
für die Tatsache zu suchen, daß wohl das Striatum-, aber nie das
Pallidumsyndrom einseitig auftritt. Wir sehen für diese Tat-
sache nur eine Erklärungsmöglichkeit — immer natürlich voraus-
gesetzt, daß die Hauptfaserverbindungen des striären Systems
bereits von uns aufgedeckt sind —: daß jedes Pallidum auf beide
Körperhälften durch eine unter dem Corpus Luysi gelegene Kreu-
zung eines Teiles der absteigenden Bahnen einzuwirken vermag,
während das Striatum nur mit Grisea der gleichen Hirnhälfte ver-
knüpft ist. Bei dieser Annahme würde die Zerstörung eines
7??c + ^ + 7icF oder eines Pallidum die Bahn zum gleichseitigen
Striatum vernichten, ohne daß die pallidäre Beeinflussung der
gekreuzten Körperhälfte aufgehoben wäre. Es würde so nur das
Striatumsyndrom entstehen. Daß das Pallidum wirklich mit
Muskeln der gleichen Körperseite in Verbindung steht, geht für
gewisse mimische Muskeln aus der Tatsache hervor, daß ein ein-
seitiger Herd Zwangslachen hervorrufen kann, wie wir aus einem
noch nicht veröffentlichten Fall FREUNDS wissen. Ferner spricht
die Tatsache, daß die Brachybasie öfter nach den Beobachtungen
PiERRE MARIES und seiner Schule unmittelbar nach einem Ictus
auftritt, dafür, daß das Pallidum mit den in Betracht kommenden
Muskeln beider Körperhälften in Beziehung steht, wenn man
natürlich auch hier die Sache so erklären könnte, daß die nicht
vom Ictus befallene Hirnhälfte bereits eine so weitgehende Striatum-
erkrankung dargeboten hätte, daß sie nur noch des anderseitigen
Ictus bedurfte, um sich klinisch zu äußern. Es scheint uns aber
dieser Erklärungsversuch viel unwahrscheinlicher. Auch ergibt
sich aus LiEPMANNs Fall L., wo — wie wir S. 22 sahen — bei
einseitigem Herde im Corpus striatum zeitweise neben den chorea-
tischen Zuckungen des gekreuzten Armes auch solche im gleich-
seitigen Arm auftraten, daß das Pallidum zur gleichseitigen Arm-
muskulatur in Beziehung steht. Allerdings ergibt sich aus allen
diesen Feststellungen nicht, wo die partielle Kreuzung der Pallidum-
fasern stattfindet. Die Tatsache aber, daß in dem S.35 zitierten
Fall FiscHERs die hämorrhagische Zerstörung des einen Corpus
Luysi ebenfalls nur ein Striatumsyndrom hervorrief, fordert zu
ihrer Erklärung — falls wirklich in diesem Fall das ganze Corpus
Luysi vernichtet war —, daß die — wie wir eben sahen — zweifel-
los existierende partielle Kreuzung der pallidofugalen Leitungs-
bahnen wenigstens teilweise erst peripher vom Corpus Luysi statt-
Es tritt nunmehr an uns die Aufgabe heran, eine Erklärung
für die Tatsache zu suchen, daß wohl das Striatum-, aber nie das
Pallidumsyndrom einseitig auftritt. Wir sehen für diese Tat-
sache nur eine Erklärungsmöglichkeit — immer natürlich voraus-
gesetzt, daß die Hauptfaserverbindungen des striären Systems
bereits von uns aufgedeckt sind —: daß jedes Pallidum auf beide
Körperhälften durch eine unter dem Corpus Luysi gelegene Kreu-
zung eines Teiles der absteigenden Bahnen einzuwirken vermag,
während das Striatum nur mit Grisea der gleichen Hirnhälfte ver-
knüpft ist. Bei dieser Annahme würde die Zerstörung eines
7??c + ^ + 7icF oder eines Pallidum die Bahn zum gleichseitigen
Striatum vernichten, ohne daß die pallidäre Beeinflussung der
gekreuzten Körperhälfte aufgehoben wäre. Es würde so nur das
Striatumsyndrom entstehen. Daß das Pallidum wirklich mit
Muskeln der gleichen Körperseite in Verbindung steht, geht für
gewisse mimische Muskeln aus der Tatsache hervor, daß ein ein-
seitiger Herd Zwangslachen hervorrufen kann, wie wir aus einem
noch nicht veröffentlichten Fall FREUNDS wissen. Ferner spricht
die Tatsache, daß die Brachybasie öfter nach den Beobachtungen
PiERRE MARIES und seiner Schule unmittelbar nach einem Ictus
auftritt, dafür, daß das Pallidum mit den in Betracht kommenden
Muskeln beider Körperhälften in Beziehung steht, wenn man
natürlich auch hier die Sache so erklären könnte, daß die nicht
vom Ictus befallene Hirnhälfte bereits eine so weitgehende Striatum-
erkrankung dargeboten hätte, daß sie nur noch des anderseitigen
Ictus bedurfte, um sich klinisch zu äußern. Es scheint uns aber
dieser Erklärungsversuch viel unwahrscheinlicher. Auch ergibt
sich aus LiEPMANNs Fall L., wo — wie wir S. 22 sahen — bei
einseitigem Herde im Corpus striatum zeitweise neben den chorea-
tischen Zuckungen des gekreuzten Armes auch solche im gleich-
seitigen Arm auftraten, daß das Pallidum zur gleichseitigen Arm-
muskulatur in Beziehung steht. Allerdings ergibt sich aus allen
diesen Feststellungen nicht, wo die partielle Kreuzung der Pallidum-
fasern stattfindet. Die Tatsache aber, daß in dem S.35 zitierten
Fall FiscHERs die hämorrhagische Zerstörung des einen Corpus
Luysi ebenfalls nur ein Striatumsyndrom hervorrief, fordert zu
ihrer Erklärung — falls wirklich in diesem Fall das ganze Corpus
Luysi vernichtet war —, daß die — wie wir eben sahen — zweifel-
los existierende partielle Kreuzung der pallidofugalen Leitungs-
bahnen wenigstens teilweise erst peripher vom Corpus Luysi statt-