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CECILE und OSKAR VoGTU
findet. Es gibt auch hier so viele tatsächlich auf die andere Seite
tretenden Bahnen, daß wir die Existenz einer solchen Kreuzung
als durchaus möglich anzusehen berechtigt sind.
Wir können deshalb zum Schlüsse dieser pathophysiologischen
Ausführungen die Behauptung aufstellen, daß auf Grund der heute
erwiesenen oder wahrscheinlich gemachten architektonischen,
synaptologischen und fasersystematischen Verhältnisse und einiger
entsprechenden Annahmen, denen keine anatomischen Tatsachen
entgegenstehen, die Erscheinungen des Striatum- und des Pallidum-
svndroms eine restlose Erklärung finden.
Ehe wir nun auf die physiologische und pathologische Bedeu-
tung unserer Feststellungen und Schlüsse eingehen, möchten wir
noch zu den schon öfter erwähnten, beachtenswerten theoretischen
Anschauungen Stellung nehmen, zu welchen KLEIST bei seinem
Studium dieser Krankheitsbilder gelangt ist.
Unser Kollege weicht zunächst darin von uns ab, daß er die
Existenz der ,,Bindearmchorea" als erwiesen ansieht. Es ist dies
aber nur ein ganz nebensächlicher Unterschied, da wir ja auch
mit ihrer Möglichkeit gerechnet und deshalb auch eine Erklärung
für sie zu geben bestrebt gewesen sind.
Wie wir schon S. 3 erwähnten, hat KLEIST als Erster 1908
bei der Paralysis agitans zwischen Akinesen und Hyperkinesen
unterschieden. In seinen neuen Ausführungen (1918) rechnet er
— vielleicht in dem Momente etwas vorschnell — die Paralysis
agitans zu den striären Erkrankungen. Indem er ferner auch den
starren Gesichtsausdruck der Wilson sehen Krankheit nicht, auf
die Starre, sondern auf eine primäre Akinese zurückführt, hat er
bereits vor uns die striären Motilitätsstörungen in Akinesen und
Hyperkinesen gegliedert. Aber KLEISTS Klassifikation weicht von
der unsrigen ab. Er rechnet die tonischen Zustände zu den Akinesen
und er trennt ferner den Tremor als eine zu primitive Bewegungs-
störung ganz von den Symptomen der Erkrankungen des Striatum
ab. Diese theoretisch durchaus verständliche Ausscheidung des
Tremors durch KLEIST scheint uns aber nicht mit seinem Vor-
handensein bei Einsetzen der Wilson sehen Krankheit in Einklang
gebracht werden zu können. Wichtiger aber als die abweichende
Klassifikation ist die Tatsache, daß KLEIST die Akinesen und die
Hyperkinesen als entgegengesetzte Krankheitsbilder auffaßt
und dementsprechend für sie eine ungleiche Lokalisation des
CECILE und OSKAR VoGTU
findet. Es gibt auch hier so viele tatsächlich auf die andere Seite
tretenden Bahnen, daß wir die Existenz einer solchen Kreuzung
als durchaus möglich anzusehen berechtigt sind.
Wir können deshalb zum Schlüsse dieser pathophysiologischen
Ausführungen die Behauptung aufstellen, daß auf Grund der heute
erwiesenen oder wahrscheinlich gemachten architektonischen,
synaptologischen und fasersystematischen Verhältnisse und einiger
entsprechenden Annahmen, denen keine anatomischen Tatsachen
entgegenstehen, die Erscheinungen des Striatum- und des Pallidum-
svndroms eine restlose Erklärung finden.
Ehe wir nun auf die physiologische und pathologische Bedeu-
tung unserer Feststellungen und Schlüsse eingehen, möchten wir
noch zu den schon öfter erwähnten, beachtenswerten theoretischen
Anschauungen Stellung nehmen, zu welchen KLEIST bei seinem
Studium dieser Krankheitsbilder gelangt ist.
Unser Kollege weicht zunächst darin von uns ab, daß er die
Existenz der ,,Bindearmchorea" als erwiesen ansieht. Es ist dies
aber nur ein ganz nebensächlicher Unterschied, da wir ja auch
mit ihrer Möglichkeit gerechnet und deshalb auch eine Erklärung
für sie zu geben bestrebt gewesen sind.
Wie wir schon S. 3 erwähnten, hat KLEIST als Erster 1908
bei der Paralysis agitans zwischen Akinesen und Hyperkinesen
unterschieden. In seinen neuen Ausführungen (1918) rechnet er
— vielleicht in dem Momente etwas vorschnell — die Paralysis
agitans zu den striären Erkrankungen. Indem er ferner auch den
starren Gesichtsausdruck der Wilson sehen Krankheit nicht, auf
die Starre, sondern auf eine primäre Akinese zurückführt, hat er
bereits vor uns die striären Motilitätsstörungen in Akinesen und
Hyperkinesen gegliedert. Aber KLEISTS Klassifikation weicht von
der unsrigen ab. Er rechnet die tonischen Zustände zu den Akinesen
und er trennt ferner den Tremor als eine zu primitive Bewegungs-
störung ganz von den Symptomen der Erkrankungen des Striatum
ab. Diese theoretisch durchaus verständliche Ausscheidung des
Tremors durch KLEIST scheint uns aber nicht mit seinem Vor-
handensein bei Einsetzen der Wilson sehen Krankheit in Einklang
gebracht werden zu können. Wichtiger aber als die abweichende
Klassifikation ist die Tatsache, daß KLEIST die Akinesen und die
Hyperkinesen als entgegengesetzte Krankheitsbilder auffaßt
und dementsprechend für sie eine ungleiche Lokalisation des