Metadaten

Braus, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1919, 15. Abhandlung): Der Brustschulterapparat der Froschlurche — Heidelberg, 1919

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.36567#0003
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
1. Die naturgegebenen Grundlagen der Untersuchung.
BREHM sagt in seinem ,,Tierleben" (1883, Bd.VII, S. 548)
über die ungeschwänzten Amphibien oder Froschlurche (Anura):
,,Wer einen Frosch aufmerksam betrachtet, kennt alle Mitglieder...
Die Unterschiede im Leibesban, welche sich innerhalb der Abtei-
lung bemerklich machen, sind zwar nicht unerheblich oder unwesent-
lich, aber doch nicht so durchgreifender Art, daß ein Frosch-
oder ungeschwänzter Lurch jemals mit einem anderen verwechselt
werden könnte." Diese Gleichartigkeit des allgemeinen Körper-
baues veranlaßt mich, die Froschlurche als Untersuchungsmaterial
zu wählen für die Probleme, auf welche es mir ankommt. Denkt
man etwa an die Fische, bei welchen der Körperbau außerordent-
lich verschieden ist, weil die einen geschwinde Räuber, die anderen
träge Pflanzenfresser sind, weil die verschiedenen Tiefen und Strö-
mungen der See und der Süßwasser u. v. a. die verschiedensten
Anforderungen stellen, so ist im Gegensatz dazu besonders auf-
fällig, wie fest der Typus Frosch unter allen nach ihm genannten
Lurchen geworden ist. Eine solche naturgegebene Besonderheit
hat für den Forscher den Vorteil, daß die im einzelnen bestehenden
Verschiedenheiten des Baues viel mehr die Aufmerksamkeit auf
sich ziehen und ihren Ursachen nach leichter analysiert werden
können. Bei großen Verschiedenheiten des Allgemeinbaues sind
die mannigfaltigsten Ursachen vorauszusetzen, deren Einflüsse sich
durchkreuzen und überdecken können bis zum unentwirrbaren
Knäuel verschiedenst gefärbter und gerichteter Fäden, welche auf
jene Wirkungen zurückführen. Es soll nicht behauptet werden,
daß nicht auch jene stark variablen Stiltypen ihre besonderen
Vorteile für gewisse Forschungen bieten: sie pflegen z. B. in beson-
ders klarer Weise deutlich zu machen, wie erfindungsreich die
Natur ist, wie für jedes Bedürfnis die ihm entsprechende mechani-
sche Lösung gefunden wird u. a. m. Aber für die Aufdeckung der
inneren Zusammenhänge ist der unvariablere Typus der günstigere.
So ist der Archäologe in den Stand gesetzt, die Tendenzen des
römischen Architekten bloß zu legen, weil etwa das pompe-
janische AVohnhaus einen im allgemeinen immer wiederkehrenden
gleichen Stil aufweist und weil nun in den Einzelvariationen um so
i*
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften