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Braus, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1919, 15. Abhandlung): Der Brustschulterapparat der Froschlurche — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.36567#0044
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44 (B.15)

H. BRAUS:

verhält, wenn frühzeitig die Anlage der gleichseitigen Schulter-
gürtelhälfte exstirpiert wird.
Die Verknöcherung des prozonalen Sternum beschränkt
sich in allen meinen Fällen auf den Stiel. Er besteht bei Rana
tigrina (Textfig. 7) aus en- und perichondralem Ersatzknochen. Es
ist deshalb nicht angebracht, den Namen ,,Episternum" zu gebrau-
chen, da dieser für einen reinen Deckknochen vergeben ist, der bei
Amphibien fehlt. Die Knorpelplatte am cranialen Ende des Stieles
ist sehr dünn, meistens lanzett- oder löffelförmig, seltener seitlich
verbreitert und, wie schon oben erwähnt, manchmal gelappt. Bei
mächtig entwickeltem pro- und metazonalem Sternum, wie etwa
bei Ranaerythraea (Textfig. 6), liegen diese Skeletteile wie ein fester
Kiel in der Bauchmittellinie; seitlich erheben sich auf ihm, wie die
Rippen eines Schiffsrumpfes, die Streben des Schultergürtels. Für
die Festigkeit der ganzen Extremität in ihrer Stellung zum Rumpf
muß das von großer mechanischer Bedeutung sein.
Schluß: Funde und Fragen^.
1. Bei den arciferen Anuren gibt es zwei Typen der Beziehung
beider Schultergürtelhälften zu einander. Bei dem einen Typus
ist das eine Epicoracoid über das andere gelegt in der Art,
wie eine Damenjacke zugeknöpft wird; bei dem anderen liegen sie
zueinander wie bei einem Herrenrock. M. FüRBRiNGER wies
zuerst darauf hin, daß dies ein Unikum bei den Wirbeltieren ist.
Er glaubte, die eine Spezies besitze den einen, die andere
den anderen Typ. Bei Bomhinator (und bei anderen Spezies ?)
wechselt der Typus von Individuum zu Individuum. Deshalb
ist es wahrscheinlich, daß die Epicoracoide nachträglich in die
andere Körperhälfte eindringen. Ist die Leber die Ursache,
daß gewöhnlich das rechte Epicoracoid über das linke zu liegen
kommt (Damentyp) ?
2. Bei den Firmisterniern sind manchmal zwei Epicoracoide nach-
weisbar (mit spnrweiser U'bereinanderschiebung und partieller
Verwachsung) und eventuell ein drittes, zwischen ihnen liegen-
des unpaares Skelettstück. Ist bei einheitlicher Knorpelhaft
zwischen den verknöcherten Schultergürtelhälften ursprünglich
ein Mosaik von zwei oder drei Stücken vorhanden ?
3. Die arciferen und firmisternen Anuren bilden zwei kontinuier-
liche Reihen, die auf eine gemeinsame Grundform zurück-
 
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