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Braus, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1919, 15. Abhandlung): Der Brustschulterapparat der Froschlurche — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.36567#0029
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Der Brustschulterapparat der Froschlurche.

(B. 15)29

experimentellem Weg bereits geprüft und darüber auf der Natur-
forscherversammlung zu Köln (1908) unter Vorlage von Rekon-
struktionen und Präparaten ausführlich vorgetragenV GEGEN-
BAUR hat die Selbständigkeit der Form der Mantelknochen gegen-
über dem Knorpel darauf zurückgeführt, daß diese Knochen eine
vom Knorpel unabhängige und unter Umständen von ihm entfernt
gelegene Matrix hätten, das Integument. Beim Stör (Textfig. 13)
und bei anderen Ganoiden sind die betreffenden Hautknochen
unzweifelhaft Bestandteile des Integumentes. Auch bei den Schädel-
knochen der Teleostier und Amphibien, welche sich in der Nähe
der Mundschleimhaut entwickeln, ist bekanntlich ein reicher
Besatz mit Zähnchen nachgewiesen, welche jenen Knochen genetisch
von Anfang an mit ihrem Sockel zugehören (W. ScnLEip 1903^;
ich habe mich bei Salmoniden an einem reichen Material von
Embryonen davon überzeugt). Da die Zähne durch die ektodermale
Einstülpung bei der Bildung der Mundbucht vom Integument
abgeleitet werden, so ist also auch hier die integumentale Abkunft
der betreffenden Knochen wahrscheinlich. Es war naheliegend zu
prüfen, ob auch beim Schultergürtel der Anuren knorpelferne,
speziell integumentale Quellen für das Knochenmaterial in
Betracht kämen. Ich habe zu dem Zweck durch Transplantation
von Frühstadien der vorderen Extremität (Extremitätenknospe)
den Schultergürte] genötigt, sich in ganz fremder Umgebung zu
entwickeln. Am klarsten sind Fälle, in welchen die Suprascapula
in der Orbita hinter dem Augapfel entstanden ist. Es ist die Ent-
fernung dieser Stelle vom Integument eine so große und die da-
zwischen hegenden Teile des Bulbus und seiner Muskeln, Gefäße
und Nerven sind so eng zusammengedrängte Hindernisse, daß als
ausgeschlossen gelten kann, es seien hier Zellen des Corium ausge-
wandert, bis zur Suprascapula gelangt und am Aufbau des Clei-
thrum beteiligt gewesen. Trotzdem entsteht dieser Knochen ganz
in der üblichen Weise und Ausdehnung. Damit ist zugleich erwie-
sen, daß das Gleithrum seine wirkliche Anlage in der Umgebung
des Knorpels hat. Auch die Glavicula entsteht, wohin man die
Extremitätenknospe auch transplantieren mag, an der üblichen
Stelle und in der richtigen Form.
Ich habe aber in diesen Befunden keine Stütze für die Ansicht
GoETTES erblicken können, daß Clavicula (und Cleithrum) ^pri-
märe" Knochen seien wie die übrigen Schulterknochen, wenngleich
bei isolierter Betrachtung der Experimente der Anschein nahehegt.
 
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