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Mollison, Theodor; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1919, 3. Abhandlung): Die Bedingungen zur Bildung von Knochenkämmen am Schädel der Primaten — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.36555#0003
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Dem Gibbon wird zuweilen wegen seines glatten, kammlosen
Schädeldaches in gänzlicher Verkennung seiner Morphologie eine
besonders nahe Verwandtschaft mit dem Menschen zugeschrieben.
Ja sogar den kleinen, und infolgedessen mit relativ großem Gehirn
ausgestatteten Affen der neuen Welt ist hier und da diese Ehre
zuteil geworden. Andererseits wird oft die Ansicht ausgesprochen,
der Gorilla habe in seinen Cristae ein Merkmal erworben, das ihn
vom Menschen weiter entferne, als den Schimpansen. Wie unhalt-
bar diese Anschauungen sind, wird sich am deutlichsten bei einem
Studium der Bedingungen für die Kammbildung ergeben.
Die Frage, ob Cristae gebildet werden oder nicht, ist einer-
seits abhängig von der Größe der Schädelkapsel, die durch die
Größe des Gehirnes bedingt ist; und andererseits von der Stärke
der Muskeln, die von der Oberfläche des Schädeldaches ihren Ur-
sprung nehmen. Ist das Schädeldach groß und die Muskeln klein,
so finden sie leicht die nötige Ursprungsfläche und lassen einen
großen Teil der Oberfläche frei. Je größer die Muskeln werden,
einen desto größeren Teil der Oberfläche bedeckt ihr Ursprung
und desto näher rücken ihre Grenzen, die Lineae temporales infe-
riores und die Linea nuchae superior, zusammen. Das läßt sich am
besten am wachsenden Anthropomorphenschädel beobachten. Da
das Gehirn bekanntlich dem übrigen Körper im Wachstum vor-
auseilt, ist es beim jugendlichen Individuum relativ, d. h. im Ver-
hältnis zur Körpermasse, groß und es bleibt im Wachstum all-
mählich zurück, während die Kau- und Nackenmuskeln sich der
Zunahme der Körpergröße und Nahrungsaufnahme entsprechend
weiter vergrößern. Infolgedessen rücken die Muskelgrenzen immer
weiter am Schädeldach hinauf, und bei den größten Anthropo-
morphen, deren Gehirn infolge ihrer Größe relativ am kleinsten ist,
treten die Lineae temporales unter sich und mit der Linea nuchae
in Berührung. Da zu dieser Zeit Gehirn und Schädelkapsel ihre
definitive Größe nahezu erreicht haben, wäre eine weitere Ver-
größerung der Ursprungsfläche nicht möglich, wenn nicht die
Bildung der Cristae eintreten würde. Ob sie einfach durch den
Reiz des an der Berührungsstelle doppelten Zuges am Periost

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