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Mollison, Theodor; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1919, 3. Abhandlung): Die Bedingungen zur Bildung von Knochenkämmen am Schädel der Primaten — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.36555#0008
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8 (B. 3)

TH. MoLLISON:

Kapazität müßte entsprechend seinem niederen Gerebralkoeffi-
zienten (7,2) ein Volumen seiner langen Extremitätenknochen von
0,58
= 4947 ccm besitzen, also mehr als doppelt so stark
sein, als der größte Gorilla. Dem müßte die Größe seiner Temporal-
muskeln und deren Ursprungsfläche entsprechen, die Bedingungen
zur Kammbildung wären gegeben. Daraus geht hervor, daß der
Pithecanthropus nicht als ein großer Gibbon angesehen werden
kann.
Daß die Kammbildung beim Gibbon trotz seiner geringen
Cerebralisation fehlt, hat seinen Grund in seiner geringen Größe
und Gebißstärke, beim Pithecanthropus dagegen fehlt sie trotz
beträchtlicher Größe infolge seiner hohen Cerebralisation.
Daraus folgt: die Bildung oder das Fehlen von Knochen-
kämmen ist kein auf Verwandtschaft deutendes Merkmal. Eben-
sowenig kann die ontogenetisch späte Entstehung der Kämme in
phylognostischem Sinne gedeutet werden. Die Kammbildung ist
eine mathematisch ausdrückbare mechanische Funktion zweier
einander entgegenwirkender Faktoren, der relativen Gehirngröße
und der Stärke der Kau- und Nackenmuskeln. Bei gegebener
Cerebralisation ist sie eine Funktion der Gebißstärke, hei gegebe-
ner Gebißstärke eine Funktion der Cerebralisation.

Zitierte Arbeiten.
DuBois, EuGEN. Sur le rapport du poids de l'encephale avec la grandeur
du corps chez les mammiferes. Bullet, de la Soc. d'Anthropologie de
Paris IV Ser. Bd. 8 1897. S. 337.
MoLLisoN. TH. Zur Beurteilung des Gehirnreichtums der Primaten nach
dem Skelett. Arch. f. Anthropologie N. F. Bd. 13 1914. S. 388,
SNELL, OTTo. Die Abhängigkeit des Gehirngewichtes vom dem Körper-
gewicht und den geistigen Fähigkeiten. Arch. f. Psychiatrie und
Nervenkrankheiten. Bd. 23, 1892. S. 436.
SzoMBATTY, Jos. Über relative Schädelmaase und ihre Anwendung. Mitt.
d. Anthropol. Ges. Wien. III. F. Bd. 18, 1918. S. 177.
 
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