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Drüner, Leo; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1919, 5. Abhandlung): Die Anwendung der Stereoskopie bei der Darstellung anatomischer und chirurgischer Objekte — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.36557#0061
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Anwendung der Stereoskopie bei Darstellung anatomischer Objekte. (B. 5) 61

Wer solchen Aufgaben gewachsen sein will, braucht mehr
Anatomie, als er aus seinem Studium mitbringen konnte und
als ihm der anatomische Atlas geben kann.
Er bedarf der dauernden intensiven Beschäftigung mit der
topographischen Anatomie. Sie ist für ihn, was dem Musiker und
Klavierkünstler die dauernde Übung der Hand und des Geistes
durch Fingerübungen und Theorie bedeutet. Bei der Wiedergabe
und Schöpfung eines Kunstwerkes liegen diese Gebiete des täg-
lichen angestrengten Übens tief unter der Schwelle des Bewußt-
seins, und erst der Künstler, welcher frei über sie gebietet, kann
über ihnen das wahrhaft große entfalten, seine Kunst.
In der Chirurgie liegt es ähnlich. Die kurze Spanne der Ope-
ration entscheidet. Für sie gilt es, alle Mittel des Wissens, der Tech-
nik und der Phantasie zur Verfügung zu haben. Dann kann auch
sie ein Kunstwerk werden.

Fortsetzung der Anmerkung von S. 12:
Die von LöWENSTEix (Klin. Monatsblätter für Augenheilkunde 1912,
XIII. Bd.) beschriebene Stereomikrokamera, dürfte mit der von mir bereits
12 Jahre vorher angegebenen Zeiss'schen Kamera identisch sein. Sowohl
das binoculare Mikroskop, wie die kleine Stereokamera habe ich schon in
den ersten Jahren vielfach zu Betrachtung und Aufnahme von Korneal-,
Horn- und Bindehauterkrankungen verwandt. Das große Stativ, Fig. 3,
hat dabei vor dem Czapskischen einen wesentlichen Vorteil voraus, daß
man nämlich Betrachtung und Aufnahme bei liegenden Patienten machen
kann. Natürlich geht es auch bei vertikaler Körperachse und man hat auch
da den Vorteil, viel leichtere Einsteilbarkeit wegen der bequemeren Winke-
lung. Als Lichtquelle benutzte ich für die Momentaufnahme Sonnenlicht,
natürlich kann man mit Vorteil auch elektrisches Bogenlicht oder Blitzlicht
verwenden, wie ich es bei anderen Aufnahmen vielfach getan habe. Von
wesentlicher Bedeutung ist aber die Einstellung unter Benutzung des BRAUs-
schen Tubus. Durch ihn wird es möglich, über allen den Objekten genau
die Stellen während der Aufnahme ins Auge zu fassen und einzustellen,
welche den Mittelpunkt der Aufnahme bilden sollen. Diese Art der Ver-
wendung der kleinen Stereokamera hebt sie bei lebenden Objekten erst
aus dem Bereich der Zufallstreffer heraus.
Wenn LöwExsTEix daher 1912 zum zweitenmal ähnliche Wege ein-
geschlagen hat, so hat er wenigstens damals doch die wesentlichen Punkte
noch nicht erreicht.
 
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