Das Lebenswerk Otto Bütschlis.
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Bau mit dem der Zelle mehr in Einklang zu bringen. Diese Ansicht
stieß aber fast überall auf Widerspruch. Auch über die den Pro-
tozoen nahestehenden Diatomeen namentlich ihrer Bewegung
(18921), sowie das Gentrosom (18913), konnte ich einiges Neue mit-
_teilen. Andererseits führte mich jedoch die Untersuchung der
feinen Strukturen im Protoplasma der Protozoen und Bakterien
zu einer Anschauung über deren Grundbeschaffenheit, als welche
ich eine „feinstwabige“ schaumartige oder alveoläre zu erkennen
glaubte. Diese Vermutung genauer zu ergründen schien eine
bedeutsame Aufgabe. Zunächst galt es derartige Strukturen an
künstlich hergestellten fein mikroskopischen Schäumen eingehend
zu studieren, ebenso aber auch das Gesamtverhalten solcher
Schäume, wobei die überraschende Erfahrung gemacht wurde,
daß gewisse derartige Ölseifenschäume tagelang amoeboide Bewe-
gungen und Strömungen zeigen können. Gleichzeitig mußte jedoch
das lebende und konservierte Plasma hinsichtlich seiner Strukturen
eingehend studiert werden (18891, 2, 18901, 18911, 2). Diese Studien
wurden endlich (18923) in dem Werk „Mikroskopische Schäume
und das Protoplasma“ zusammengefaßt. Es fand vielfache
Zustimmung doch auch sehr erbitterte Gegner. Gegen einige der-
selben wandte ich mich 1901 mit scharfer Kritik (19013).
Während dieser Protoplasmastudien hatte ich nun die Er-
fahrung gemacht, daß die feinvakuoläre schaumige Struktur auch
charakteristisch erscheint für die geronnenen kolloiden Körper;
dies mußte notwendig zu genauerer Untersuchung dieser führen,
schon um der Meinung entgegenzutreten, daß alle Plasmastrukturen
nur Gerinnungsprodukte seien. Hiermit war ein weites Feld
erneuter Forschung eröffnet, welches sich mit den festen kolloi-
dalen Körpern außer- und innerhalb des Organismus zu beschäftigen
hatte, und das schließlich auch sogar die kristallinischen, bei
welchen sich unerwartet ähnliches zeigte, in seinen Bereich zu
ziehen gezwungen war. Die in verschiedenen kleineren Mitteilungen
(18925, 1893, 1894, 18963) veröffentlichten Beobachtungen wurden
endlich 18982 in einem größeren Werk: „Untersuchungen über
Strukturen“ zusammengefaßt. Darin wurden die Strukturen
geronnener kolloider (Gelatine, Gummi, Kieselsäure) und fester
kolloider Produkte des Organismus (so Cellulosemembranen, Stärke-
körner, Chitinhäute, Hornfasern der Spongien), doch auch schon
gewisse kristallisierte Körner eingehend besprochen. — Diese Unter-
suchungen wurden in der Folgezeit auf die amorphe Kieselsäure
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Bau mit dem der Zelle mehr in Einklang zu bringen. Diese Ansicht
stieß aber fast überall auf Widerspruch. Auch über die den Pro-
tozoen nahestehenden Diatomeen namentlich ihrer Bewegung
(18921), sowie das Gentrosom (18913), konnte ich einiges Neue mit-
_teilen. Andererseits führte mich jedoch die Untersuchung der
feinen Strukturen im Protoplasma der Protozoen und Bakterien
zu einer Anschauung über deren Grundbeschaffenheit, als welche
ich eine „feinstwabige“ schaumartige oder alveoläre zu erkennen
glaubte. Diese Vermutung genauer zu ergründen schien eine
bedeutsame Aufgabe. Zunächst galt es derartige Strukturen an
künstlich hergestellten fein mikroskopischen Schäumen eingehend
zu studieren, ebenso aber auch das Gesamtverhalten solcher
Schäume, wobei die überraschende Erfahrung gemacht wurde,
daß gewisse derartige Ölseifenschäume tagelang amoeboide Bewe-
gungen und Strömungen zeigen können. Gleichzeitig mußte jedoch
das lebende und konservierte Plasma hinsichtlich seiner Strukturen
eingehend studiert werden (18891, 2, 18901, 18911, 2). Diese Studien
wurden endlich (18923) in dem Werk „Mikroskopische Schäume
und das Protoplasma“ zusammengefaßt. Es fand vielfache
Zustimmung doch auch sehr erbitterte Gegner. Gegen einige der-
selben wandte ich mich 1901 mit scharfer Kritik (19013).
Während dieser Protoplasmastudien hatte ich nun die Er-
fahrung gemacht, daß die feinvakuoläre schaumige Struktur auch
charakteristisch erscheint für die geronnenen kolloiden Körper;
dies mußte notwendig zu genauerer Untersuchung dieser führen,
schon um der Meinung entgegenzutreten, daß alle Plasmastrukturen
nur Gerinnungsprodukte seien. Hiermit war ein weites Feld
erneuter Forschung eröffnet, welches sich mit den festen kolloi-
dalen Körpern außer- und innerhalb des Organismus zu beschäftigen
hatte, und das schließlich auch sogar die kristallinischen, bei
welchen sich unerwartet ähnliches zeigte, in seinen Bereich zu
ziehen gezwungen war. Die in verschiedenen kleineren Mitteilungen
(18925, 1893, 1894, 18963) veröffentlichten Beobachtungen wurden
endlich 18982 in einem größeren Werk: „Untersuchungen über
Strukturen“ zusammengefaßt. Darin wurden die Strukturen
geronnener kolloider (Gelatine, Gummi, Kieselsäure) und fester
kolloider Produkte des Organismus (so Cellulosemembranen, Stärke-
körner, Chitinhäute, Hornfasern der Spongien), doch auch schon
gewisse kristallisierte Körner eingehend besprochen. — Diese Unter-
suchungen wurden in der Folgezeit auf die amorphe Kieselsäure