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Hellpach, Willy [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1921, 2. Abhandlung): Das fränkische Gesicht, Folge 1 — Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.41200#0008
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8 (B. 2)

Willy Hellpach:

generation von Zugewanderten auf, die selber noch nicht den
fränkischen Gesichtstypus darbieten. Umgekehrt geht es den Nach-
kommen abwandernder Franken oft verloren, z. B. kann es eben-
falls schon in der 1. Nachkommengeneration seinem physiogno-
mischen Widerpart, dem schwäbischen Gesicht, weichen, wenn die
Neuansiedelung im schwäbisch-alemannischen Sprachgebiet er-
folgte. Mit aller Reserve stelle ich den Satz auf: durchschnittlich
ist die assimilierende Kraft des schwäbischen Gesichts aufs frän-
kische Gesicht stärker als umgekehrt; der fränkische Gesichts-
typus wird rascher und vollkommener in den schwäbischen umge-
schmolzen, als der schwäbische in den fränkischen. Daher über-
wiegt in Landschaften, wo die beiden Stämme aneinanderstoßen
und ineinanderfließen, ganz auffallend der schwäbische Gesichts-
typus, oft als Neuprodukt noch an einzelnen fränkischen Residuen
erkennbar. Hauptwerkstätten und Hauptbeobachtungsstätten
dieser fränkisch-schwäbischen Physiognomie-Umformung sind z. B.
das Enztal und die Hohenloher Ebene in Württemberg, besonders
aber in Baden die Landschaft zwischen der Linie [Germersheim]-
Philippsburg-Wiesloch-Mosbach und der Murglinie, zumal auch die
Landeshauptstadt Karlsruhe selber. Unabweisbar ist die Beob-
achtung, daß hier die „Suebisierung“ der Physiognomie in der
sozialen Oberschicht wesentlich rascher und durchgreifender
erfolgt als in der Volksmasse (s. u. Abs. 28/29).
13. Über die nordwärtig sich vollziehenden Umformungen
stehen mir nur Gelegenheitswahrnehmungen zu Gebote, die zu
wissenschaftlich brauchbaren Schlüssen nicht ausreichen. Erwähnt
ist schon (Abs. 2), daß das fränkische Gesicht nach Norden hin
nur allmählich seltener wird. Insbesondere in Westfalen erscheint
es noch auffallend zahlreich. Doch muß ich dahingestellt sein
lassen, ob es sich überhaupt um den identischen, und nicht bloß
um einen analogen physiognomischen Typ handelt. Sicher ist, daß
viele zugewanderten Nordwestdeutschen im fränkischen Gebiet von
den Einheimischen nicht so typisch unterschieden werden können,
wie die zugewanderten schwäbisch-alemannischen Elemente, und
sich augenscheinlich rascher dem fränkischen Gesicht anäbneln als
die letzteren. Die Städte Mannheim und Frankfurt a. M. bieten
reichliche Gelegenheiten dies festzustellen.
IV. Erklärung.
14. Eine (immerhin erwähnenswerte) vulgäre „Erklärung4"
der Antlitzeigentümlichkeit des fränkischen Gesichts führt die
 
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