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Hellpach, Willy [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1921, 2. Abhandlung): Das fränkische Gesicht, Folge 1 — Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.41200#0003
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„Die Naturgeschichte der Na-
tionalgesichter ist einer der
tiefsten, unerschütterlichsten, ewig-
sten Gründe der Physiognomik.“
Lavater, Fragmente, Bd. III.

I. Vorkommen.
1. In Deutschland (worunter clas gesamte geschlossen deutsche
Sprachgebiet begriffen ist) erscheint die Mannigfaltigkeit der Ge-
sichter außerordentlich. Zumal im mitteldeutschen Gebiet bis in
die Alpenvorlande hinauf wird sie so bunt, daß sie für den ober-
flächlichen Eindruck jeder Regel spottet. Dennoch ergibt eine
ausdauernde, planmäßige und eindringliche Beobachtung auch hier
wohlausgeprägte physiognomische Typen. Ein sehr charakteri-
stischer, vielleicht der am schärfsten bestimmbare unter ihnen ist
das „fränkische Gesicht“.
2. Das fränkische Gesicht ist ein überaus verbreiteter, stellen-
weise beherrschender Gesichtstypus in allen Landschaften Deutsch-
lands, deren Bevölkerung fränkische Mundart spricht1. Seine
Häufigkeit schwankt landauf landab, ist auf dem Lande und in
Kleinstädten entschieden bedeutender als in Großstädten, seine
bezeichnenste Ausprägung liegt auf der Linie Wunsiedel-Saar-
brücken. Zerstreut kommt es auch außerhalb der mundartlich
fränkischen Gebiete vor, und zwar nimmt seine Verbreitung nach
Norden hin stetig, nach Süden hin außerordentlich rasch ab: in
Niedersachsen hat es noch zahlreiche, in Nordostelbien kaum
nennenswerte Äquivalente, im alemannischen und bayrischen
Sprachgebiet wird es nur ganz vereinzelt gefunden, im alemanni-
schen insbesondere durch einen völlig andersartigen physiognomi-
schen Typus abgelöst, der provisorisch als das „schwäbische
Gesicht“ bezeichnet werden soll (doch findet er hier nur insoweit
Berücksichtigung, als seine Eigentümlichkeit durch ihren Gegensatz
dem Verständnis der fränkischen Gesichtseigentümlichkeit dient).
II. Beschreibung.
3. Das fränkische Gesicht ist ein streng formaler physio-
gnomischer Typus. Chromatische Kennzeichen gehen ihm ab: es
 
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