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Hellpach, Willy [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1921, 2. Abhandlung): Das fränkische Gesicht, Folge 1 — Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.41200#0016
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16 (B.2)

Willy Hellpach:

-morphologische Analyse, die der ausführlichen Publikation auf-
gespart bleiben muß, zeigt im Ergebnis, daß ein Vorwiegen palato-
gutturaler Lautungen die Unbewegtheit der Züge und die breite
Ausladung der Unterkieferwinkel begünstigt, während ein Vor-
wiegen der labio-dentalen Lautung die fränkische Physiognomie-
modellierung fördert. Die gutturalen Laute samt dem Brustton
des Sprechens sind für den alemannisch-schwäbischen Mundart-
charakter so kennzeichnend, daß karikierende Imitation dieser
Mundart und Sprechweise sich fast ausschließlich dieser Charak-
terisierungsmittel zu bedienen pflegt (das Studium der Imitationen
und Karikierungen, viel zu wenig benützt, liefert überhaupt sehr
wichtige Aufschlüsse über die Elemente originaler Ausdrucks-
formen) ; ebenso läßt sich die fränkische Mundart am besten nach-
ahmen, wenn man die Lautbildung extrem mundwärts verlegt.
Die physiognomoplastische Wertung der einzelnen mundartlich
dort und hier charakteristischen Lautgruppen muß der ausführ-
lichen Veröffentlichung Vorbehalten bleiben. Immerhin sei er-
wähnt, daß fürs fremde Ohr (und für den Imitator) ähnlich charak-
teristisch wie das gutturale alemannische ch (sogen. Ach-Laut)
das schnurrende Dentale fränkische r und das palatal in ch (Ich-
Laut) vorgeschobene g (z. B. ,,zeiche“ statt ,,zeigen“) ist. Daß
sprudelnde Rede ganz automatisch zur Prolabierung der Lautung,
getragene ebenso zur Retraktion, jene zum labialen, diese zum
gutturalen Charakter führt, ist im vorigen Absatz schon erwähnt.
25. Hiernach bewegt sich die physiognomoplastische Wirkung
der gesamten formalen (dynamischen) Eigenart der mimischen und
sprachlichen Erlebnisäußerung und Konvention und die physio-
gnomoplastische Wirkung wenigstens wichtiger Bestandteile der
materialen mundartlichen Lautungseigenart eindeutig in der Rich-
tung auf das fränkische Gesicht bei den fränkisch Sprechenden,
in der Richtung auf das schwäbische Gesicht bei den schwäbisch-
alemannisch Sprechenden. Daß nun die Mundart mit ihren
materialen Lauteigentümlichkeiten Konvention, Gewohnheit, Um-
weltprodukt ist, bedarf keiner Beweisführung: Kinder, die im frän-
kischen oder schwäbisch-alemannischen Gebiet aufwachsen,
reden fränkisch bzw. schwäbisch-alemannisch, wenn sie nicht
gewaltsam daran gehindert werden, und auch das ist erfahrungs-
gemäß nur z. T. erfolgreich. Sogar zahlreiche Erwachsene gleiten
im Laufe der Jahre in die Mundart eines neuen Wohnsitzes hinüber,
und zwar gerade in deren Lauteigenart, weniger in grammatische
 
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