Sitzungsberichte der
Heidelberger Akademie der Wissenschaften

10 (B. 3)

H. Freund und R. Gottlieb:

4. Versuch:
Am 2. 8. 1921 nach der ersten Messung 20 ccm Katzenserum intraven.

Adrenalin-
verdünnung
1. Mess. v. 2. 8. 21
2. Mess. v. 4. 8. 21
3. Mess. v. 6. 8. 21
4. Mess. v. 8. 8. 21
Blutdruck
vor und nach
der Injektion
Steige-
rung in
0/
/O
Blutdruck
vor und nach
der Inj ektion
Steige-
rung in
%
Blutdruck
vor und nach
der Injektion
Steige-
rung in
%
Blutdruck
vor und nach
der Injektion
Steige-
rung in
o/
/o
1: 20 000
—
—
150—166 mm
+ 10%
170-200 mm
+ 18%
132-176 mm
+ 33 %
1: 50 000
140—150 mm
+ 6%
150-152mm
keine
Wirkg.
164—178 mm
162-178 mm
+ 8%
+ 8%
140-156 mm
+ 11%
1: 100 000
—
—
150-144 mm
k.Wirkg.
(-4%)
168-170 mm
keine
Wirkg.
130—140 mm
124-150 mm
+ 7%
+ 20 %
1: 200 000
—
—
—
—
170-160 mm
-6%
124-124mm
keine
Wirkg.
Grenzwerte:
1: 50 000
1:50 000
1: 100 000
1: 200 000

Die Versuche von Storm van Leeuwen1, der eine Steigerung der
Adrenalinwirkung bei gleichzeitiger Zuführung von arteigenem Serum an der
Katze beobachtet hat, gehen von einer ganz andern Fragestellung aus. Er
führte die synergischen Serumsubstanzen gleichzeitig mit dem Adrenalin
ein,uns kam es auf die Frage an, ob die Seruminjektion indirekt die Bildung
solcher Substanzen im Organismus veranlaßt. Die unmittelbare von
Storm van Leeuwen beobachtete Wirkung des Serums ist — wie uns darauf
gerichtete Versuche zeigten — jedenfalls nur von sehr kurzer Dauer.
Wenn bei der Vorbehandlung mit arteigenem Serum wohl eine
sichere, aber nicht sehr starke Steigerung der Adrenalinwirkung
zur Beobachtung kam, war die Vorbehandlung mit Caseosan in
6 Fällen von einer sehr beträchtlichen Veränderung der Blutdruck-
reaktion auf Adrenalin gefolgt. Die Umstimmung äußerte sich
nicht nur in einer stärkeren Wirksamkeit gleicher Dosen, sondern
vor allem in einem Heruntergehen des Schwellenwertes auf 1/3 bis 1/8
der früher wirksamen Konzentration. Die Steigerung der Empfind-
lichkeit war um so größer, je längere Zeit nach der letzten Caseosan-
injektion verstrichen war. Die längste beobachtete Zeitspanne war
fünf Tage. Aber auch nach 48 Stunden war die Veränderung schon
deutlich. Die Blutdrucksteigerung nach mittleren Dosen fiel in den
späteren Versuchen teilweise deshalb etwas niedriger aus als in den
normalen Vorversuchen, weil nicht nur die Gefäßwirkung, sondern
auch die ihr entgegenwirkende Pulsverlangsamung (in den Tabellen
mit H: Herzverlangsamung bezeichnet) am vorbehandelten Tier be-

1 Storm van Leeuwen, Archiv f. exp. Path. und Pharm. 1920 Bd. 88,
Seite 304.