Metadaten

Freund, Hermann; Gottlieb, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1921, 3. Abhandlung): Studien zur unspezifischen Reiztherapie: über die Wirkungssteigerung autonomer Nervengifte als Reaktion auf die Umstimmung — Heidelberg, 1921

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.41201#0007
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Studien zur unspezifischen Reiztherapie.

(B. 3) 7

Spiethoff1 hat ähnliche Erfahrungen am Menschen bei der Ent-
zündung durch Chrysarobin gemacht. Zur Analyse dieser Erschei-
nung prüfte Luithlen2 die Geschwindigkeit, mit der chemisch gut
bestimmbare Substanzen nach intravenöser Injektion in die Peri-
tonealhöhle von Kaninchen übertreten; aus der Verzögerung des
Überganges schloß er auf eine verminderte Durchlässigkeit der Ge-
fäße unter dem Einflüsse seiner Vorbehandlung; im gleichen Sinne
wirkten auch Aderlässe. Es liegt nahe, die Abdichtung der Gefäße
in Zusammenhang zu bringen mit dem von Freund geführten Nach-
weise, daß nach der Vorbehandlung mit Gaseosan, Aderlässen und
Röntgenbestrahlung vasokonstriktorische Substanzen im Blute der
Tiere auftreten. Über prinzipiell gleiche Ergebnisse, wie Luithlen,
berichtet Starkenstein3 der als Testobjekt die Senfölchemosis bei
Kaninchen untersuchte. Er fand eine Entzündungshemmung nach
der parenteralen Zufuhr der verschiedenartigsten Substanzen und
zog aus der Hemmung der Ausscheidung von Fluorescein-Natrium
in das Kammerwasser den Schluß, daß durch die Vorbehandlung
die Durchlässigkeit der Gefäße vermindert war.
Weiterhin kann als Ausdruck einer Umstimmung gedeutet
werden, daß Davidsohn und Friedemann4 Kaninchen nach Vor-
behandlung mit artfremdem Serum für die fiebererregende Wirkung
von Kochsalzinjektionen empfindlicher fanden. Dies bestätigt die
älteren Befunde von Krehl und Matthes5 bei Anwendung von
Deutoroalbumosen. Endlich haben Rosenthal und Holzer6 vor
kurzem mitgeteilt, daß die Adrenalininstillation ins Kaninchen-
auge, die normalerweise wirkungslos ist, nach Vorbehandlung mit
Typhusimpfstoff Mydriasis hervorruft.
II.
Unsere Versuche gelten der Frage, ob die umstimmende Wir-
kung der Zellzerfallsstoffe sich auch in vivo nachweisen läßt, wie
sie sich nach Extraktion aus dem Blute an überlebenden Testobjek-
ten hat zeigen lassen. Zur Prüfung eigneten sich Giftwirkungen,
deren Reaktionsablauf am gleichen Tiere in der Norm ausreichende
- t
1 Spiethoff, nach Kaznelson a. a..O.
2 Luithlen, Med. Klinik. 1913. Nr. 42.
3 Starkenstein, Münch. Med. Woch. 1919. S. 205.
4 Davidsohn und Friedemann, Archiv f. Hygiene. 1909. Bd. 71.
5 Krehl und Matthes, Archiv f. exp. Path. und Pharm. 1895. Bd. 36.
6 Rosenthal und Holzer, Med. Klinik. 1921. Nr. 25, S. 675.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften