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Freund, Hermann; Gottlieb, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1921, 3. Abhandlung): Studien zur unspezifischen Reiztherapie: über die Wirkungssteigerung autonomer Nervengifte als Reaktion auf die Umstimmung — Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.41201#0017
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Studien zur unspezifischen Reiztherapie.

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stände vor dem Versuche erfolgen. Der Versuchsraum mußte ruhig sein, um
psychische Eindrücke auf die Tiere fernzuhalten. Die Pilokarpindosis mußte
so gewählt werden, daß keine Brechwirkung eintrat. Wenn es trotzdem in
einzelnen Versuchen zu Erbrechen kam, so mußten diese ausgeschaltet werden,
weil dabei die Speichelmenge enorm anstieg. Es sei noch nebenbei erwähnt,
daß in den heißen Sommermonaten die Normalwirkung schon kleiner Pilo-
karpingaben stärker war als in dem vorhergehenden Winter — sowohl bei
dem einen Tier, an dem im Winter und im Frühjahr je eine Versuchsreihe
vorgenommen war, als bei zwei in der kühleren Jahreszeit vorher nicht be-
nutzten Tieren; möglicherweise hängt das mit der Wärmeregulation zusammen,
die ja bei Hunden in weitem Umfange durch die Wasserverdunstung von der
Zunge erfolgt.
1. Versuchsreihe: Nachdem in der Zeit vom 10. 12. 1920 bis 14. 1. 1921
fünfmal die Wirkung von 5 mg Pilokarpin bei einem Hunde von 6 kg Gewicht
festgestellt war, bekam das Tier vom 21. 1. ab zunächst acht Tage lang —
bis 28. 1. — täglich 1 ccm Caseosan subkutan; dann wurde nach einer vier-
tägigen Pause wieder vom 2. bis 10. 2. Caseosan gegeben. Die Versuche fielen
auf die Tage der 1. 4., 8., 10. und 16. (letzten) Injektion. Die Hauptsteigerung
zeigte sich erst in der Nachperiode. Die Versuche wurden fortgesetzt, bis die
Pilokarpinwirkung wieder zur Norm zurückgekehrt war.

Wie die erste Kurve zeigt, läßt sich der ganze Versuch in vier
Perioden gliedern:
Speichel
in g
1. Vorperiode (normal): im Einzelversuch durchschnittlich. 22,2
2. Periode während d. Caseosanbehandlung: durchschnittlich 23,2
3. Periode, die ersten 6 Wochen nach Aussetzen d. Behandlung: 30,2
4. Nachperiode im 3. Monat nach der Behandlung: .... 20,4
Die 4. Versuchsperiode — etwa 10 Wochen nach Abschluß der Caseosan-
behandlung — ergab also wieder die gleiche Pilokarpinwirkung, gemessen an
der Speichelmenge innerhalb 50 Minuten, wie die Normalperiode. Während
der Caseosanbehandlung selbst war die Steigerung nur unbedeutend, in den
ersten 6 Wochen nach der Behandlung betrug sie etwa 50 %. Daß während
der Caseosanbehandlung die Erregbarkeit kaum gesteigert war, läßt sich viel-
leicht auf Grund von Erfahrungen erklären, die Freund über das Bestehen
eines zweiphasischen Verlaufes d. h. einer anfänglich entgegengesetzten Wir-
kung der Zellzerfallsstoffe auf den Tonus der Gefäßwände gemacht hat. Nimmt
man einen ähnlichen Gegensatz der unmittelbar im Anschluß an die Injektion
auftretenden Veränderung und der späteren Nachwirkung auch für die Speichel-
sekretion an, so wird das Ergebnis verständlich. (Figur 1.)

Sitzungsberichte d. Heidelb. Akad., math.-nat. Kl. B. 1921. 3. Abh.

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