24 (B.3) H. Freund u. R. Gottlieb : Studien z. unspezifisch. Reiztherapie.
dukte ändert sich die Reaktion auf physiologische Reize, aber auch
die auf krankheiterregende Gifte und Arzneimittel.
In unseren Versuchen wurden Adrenalin und Pilokarpin als
Reagentien auf die Umstimmung der Organe benützt. Die dabei
nachgewiesene Steigerung der Reaktionsfähigkeit muß auch für die
therapeutische Anwendung anderer Arzneimittel von Bedeutung
sein. Alle Vorgänge, die ähnlich wirken wie unspezifische Reize,
z. B. vorangegangene Infektionen1 oder andere pathologische Zu-
stände, denen eine Steigerung der Abbauprozesse gemeinsam sein
dürfte, würden danach zu atypischen Arzneiwirkungen, zur Ent-
stehung von zeitweiliger Überempfindlichkeit führen können. Wir
denken dabei an Fälle, für die in gleicher Weise wie nach den von uns
angewandten Methoden der Vorbehandlung das Zirkulieren von
Zellzerfallsstoffen mit Hilfe ihrer charakteristischen Wirkungen
nachgewiesen ist, z. B. an die Coccidiose der Kaninchen und an
verschiedene Krankheitszustände beim Menschen, für die der Nach-
weis im strömenden Blute gelang. Doch liegen über den Zusammen-
hang dieser Befunde mit abnormen Arzneiwirkungen noch keine
Beobachtungen vor.
Andererseits wäre auch daran zu denken, die Wirksamkeit von
Arzneimitteln durch Steigerung der Reaktionsfähigkeit ihrer An-
griffspunkte mit Hilfe unspezifischer Reize (Aderlaß, Eigenblut-
behandlung) zu verstärken2. Für die praktische Durchführung be-
deutet vorläufig die Unsicherheit der Dosierung bei der Reiztherapie
ein Hindernis.
Auch die Änderung von Krankheitssymptomen ist im Rahmen
unsrer Auffassung verständlich; jn ihr kommt die Umstimmung
durch unspezifische Reize zum Ausdruck. Eine solche Änderung
kann je nach Lage des Einzelfalles heilsam, aber auch unerwünscht
sein. Die Bezeichnung als „allgemeine Leistungssteigerung“ kenn-
zeichnet also das Wesen der Vorgänge nicht genügend. Eine wesent-
liche und erweisbare Folge unspezifischer Reize ist jeden-
falls die Umstimmung der Reaktionsfähigkeit.
1 Wir erinnern z. B. an die gesteigerte Reaktionsfähigkeit Tuberkulöser
auf unspezifische Reize. Moro hat schon 1908 seine Befunde über Tuberculin-
überempfindlichkeit als „nervöse Allergie“ der Haut gedeutet. (München.
Medizinische Wochenschrift. 1908. Nr. 39.)
2 Vielleicht gehören hierher die Mitteilungen von v. Steijskal (Wiener
klinische Wochenschrift 1921) über die Verwendbarkeit intravenöser Zucker-
injektionen bei der Digitalistherapie und bei Narkose.
dukte ändert sich die Reaktion auf physiologische Reize, aber auch
die auf krankheiterregende Gifte und Arzneimittel.
In unseren Versuchen wurden Adrenalin und Pilokarpin als
Reagentien auf die Umstimmung der Organe benützt. Die dabei
nachgewiesene Steigerung der Reaktionsfähigkeit muß auch für die
therapeutische Anwendung anderer Arzneimittel von Bedeutung
sein. Alle Vorgänge, die ähnlich wirken wie unspezifische Reize,
z. B. vorangegangene Infektionen1 oder andere pathologische Zu-
stände, denen eine Steigerung der Abbauprozesse gemeinsam sein
dürfte, würden danach zu atypischen Arzneiwirkungen, zur Ent-
stehung von zeitweiliger Überempfindlichkeit führen können. Wir
denken dabei an Fälle, für die in gleicher Weise wie nach den von uns
angewandten Methoden der Vorbehandlung das Zirkulieren von
Zellzerfallsstoffen mit Hilfe ihrer charakteristischen Wirkungen
nachgewiesen ist, z. B. an die Coccidiose der Kaninchen und an
verschiedene Krankheitszustände beim Menschen, für die der Nach-
weis im strömenden Blute gelang. Doch liegen über den Zusammen-
hang dieser Befunde mit abnormen Arzneiwirkungen noch keine
Beobachtungen vor.
Andererseits wäre auch daran zu denken, die Wirksamkeit von
Arzneimitteln durch Steigerung der Reaktionsfähigkeit ihrer An-
griffspunkte mit Hilfe unspezifischer Reize (Aderlaß, Eigenblut-
behandlung) zu verstärken2. Für die praktische Durchführung be-
deutet vorläufig die Unsicherheit der Dosierung bei der Reiztherapie
ein Hindernis.
Auch die Änderung von Krankheitssymptomen ist im Rahmen
unsrer Auffassung verständlich; jn ihr kommt die Umstimmung
durch unspezifische Reize zum Ausdruck. Eine solche Änderung
kann je nach Lage des Einzelfalles heilsam, aber auch unerwünscht
sein. Die Bezeichnung als „allgemeine Leistungssteigerung“ kenn-
zeichnet also das Wesen der Vorgänge nicht genügend. Eine wesent-
liche und erweisbare Folge unspezifischer Reize ist jeden-
falls die Umstimmung der Reaktionsfähigkeit.
1 Wir erinnern z. B. an die gesteigerte Reaktionsfähigkeit Tuberkulöser
auf unspezifische Reize. Moro hat schon 1908 seine Befunde über Tuberculin-
überempfindlichkeit als „nervöse Allergie“ der Haut gedeutet. (München.
Medizinische Wochenschrift. 1908. Nr. 39.)
2 Vielleicht gehören hierher die Mitteilungen von v. Steijskal (Wiener
klinische Wochenschrift 1921) über die Verwendbarkeit intravenöser Zucker-
injektionen bei der Digitalistherapie und bei Narkose.