Mitteilungen aus der Capuaner Briefsammlung I, II.
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Rainalds Siegesjubel jcählings in tiefste Trauer gewandelt. Nondum,
sanctissime pater, in pretorio cordis mei fuerat expleta iocunditas,
que post acceptam de incircumcisorum hostilitate victoriam quasi me
totum in sollempne gaudium eliquavit. Nondum fmierat Ungua mea
benedicere nomen JDomini, qui per sancta merita vestra dederat
agoniste vestro mirabüi gentis apostatricis perfidiam superare, et ecce
siibito psalterium meum in citharam et gaudium meum versum est
in merorem, ac leticie magnum iubilum, qui cle boni eventus fuerat
novitate 'conceptus, supervenientis gemitus amaritudo represscit. Das
stimmt völlig rnit dem Tone unseres Schreibens überein und wurde
dem Papste ganz eigentlicli erst verständlich, wenn er jenen Sieges-
berichj kurz zuvor erhalten hatte. Bei Rainald, dessen Vater, Graf
Peter von Celano, und sonstige Verwandte in der Schlacht mit-
kämpften, begreift man übrigens erst völlig das fieberhafte Interesse,
das der Verfasser an den Ereignissen nimrnt, die zahlreichen Briefe
und Botschaften, die ihm zugehen, und dab jene Verwandten damals
auf antipäpstlicher Seite standen, während er selbst die Beziehungen
zur Kurie aufrecht erhielt, machte die Lage für ihn überaus heikei.
Ebenso wie in jenern Bericht über Friedrichs Gefangennahme spürt
man das auch hier deutlich genug. Von dem Schicksal seines
Vaters kein Wort! Schwerlich wird er in Unkenntnis darüber
gewesen sein, daß auch clieser unter denjeiiigen war, die in die
Gefangenschaft der Päpstlichen uncl Franzosen gerieten. Aber wie
unangenehm, das dem Papste selbst zu melden! Mochte cler es
von andrer Seite erfahren! Ganz schweigen durfte Rainald indessen
auch nicht, galt es cloch, der Kurie jeden Zweifel an seiner eignen
Ergebenheit, der so leicht durch die Haltung seiner Verwandten
geweckt werden konnte, zu nehmen. Daher der stark unterstrichene
Jubel über die päpstlichen Erfolge und die faustdicken Schmei-
cheleien, clie er dem klugen und lmhlen Innozenz zu bieten wagt:
clie Tapferkeit cler Franzosen in allen Ehren, aber der Sieg wird
doch ganz persönlich clem Papste verdankt, seiner unmittelbaren
Einwirkung auf Gott! Darum auch wird cler Erfolg in clie Sphäre
des Wunderbaren gehoben, Einer hat Tausend geschlagen, uncl clie
Engel Gottes, die clas Mysterium cles päpstlichen Gebetes haben
vollstrecken helfen, werclen Innozenz wohl schon vor jeder mensch-
lichen Botschaft die Siegeskunde zugetragen haben! Es ist ein ganz
ähnlicher Ton, wie der, welcher den Schlachtbericht in den Gesta
Innocentii III. erfüllt. Dem später schreibenclen päpstlichen Ghro-
nisten standen nur etwas reichere Einzelheiten zur Verfügung, wie
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Rainalds Siegesjubel jcählings in tiefste Trauer gewandelt. Nondum,
sanctissime pater, in pretorio cordis mei fuerat expleta iocunditas,
que post acceptam de incircumcisorum hostilitate victoriam quasi me
totum in sollempne gaudium eliquavit. Nondum fmierat Ungua mea
benedicere nomen JDomini, qui per sancta merita vestra dederat
agoniste vestro mirabüi gentis apostatricis perfidiam superare, et ecce
siibito psalterium meum in citharam et gaudium meum versum est
in merorem, ac leticie magnum iubilum, qui cle boni eventus fuerat
novitate 'conceptus, supervenientis gemitus amaritudo represscit. Das
stimmt völlig rnit dem Tone unseres Schreibens überein und wurde
dem Papste ganz eigentlicli erst verständlich, wenn er jenen Sieges-
berichj kurz zuvor erhalten hatte. Bei Rainald, dessen Vater, Graf
Peter von Celano, und sonstige Verwandte in der Schlacht mit-
kämpften, begreift man übrigens erst völlig das fieberhafte Interesse,
das der Verfasser an den Ereignissen nimrnt, die zahlreichen Briefe
und Botschaften, die ihm zugehen, und dab jene Verwandten damals
auf antipäpstlicher Seite standen, während er selbst die Beziehungen
zur Kurie aufrecht erhielt, machte die Lage für ihn überaus heikei.
Ebenso wie in jenern Bericht über Friedrichs Gefangennahme spürt
man das auch hier deutlich genug. Von dem Schicksal seines
Vaters kein Wort! Schwerlich wird er in Unkenntnis darüber
gewesen sein, daß auch clieser unter denjeiiigen war, die in die
Gefangenschaft der Päpstlichen uncl Franzosen gerieten. Aber wie
unangenehm, das dem Papste selbst zu melden! Mochte cler es
von andrer Seite erfahren! Ganz schweigen durfte Rainald indessen
auch nicht, galt es cloch, der Kurie jeden Zweifel an seiner eignen
Ergebenheit, der so leicht durch die Haltung seiner Verwandten
geweckt werden konnte, zu nehmen. Daher der stark unterstrichene
Jubel über die päpstlichen Erfolge und die faustdicken Schmei-
cheleien, clie er dem klugen und lmhlen Innozenz zu bieten wagt:
clie Tapferkeit cler Franzosen in allen Ehren, aber der Sieg wird
doch ganz persönlich clem Papste verdankt, seiner unmittelbaren
Einwirkung auf Gott! Darum auch wird cler Erfolg in clie Sphäre
des Wunderbaren gehoben, Einer hat Tausend geschlagen, uncl clie
Engel Gottes, die clas Mysterium cles päpstlichen Gebetes haben
vollstrecken helfen, werclen Innozenz wohl schon vor jeder mensch-
lichen Botschaft die Siegeskunde zugetragen haben! Es ist ein ganz
ähnlicher Ton, wie der, welcher den Schlachtbericht in den Gesta
Innocentii III. erfüllt. Dem später schreibenclen päpstlichen Ghro-
nisten standen nur etwas reichere Einzelheiten zur Verfügung, wie