Mitteilungen aus der Gapuäner Briefsammlung I, II.
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Stücke können daher nicht zu gleicher Zeit abgesandt worden sein.
Sincl sie wirklich abgeschickt, so niuh wohl das an den Prälaten
das frühere sein; möglicherweise aber blieb es nur Entwurf, Rainald
mühte sich dann mittlerweile unter dem Eindruck neuer Tatsachen
entschlossen haben, sich direkt an den Papst zu wenden. Denn
an bloße Stilübungen möchte ich hier nicht denken. Die Schreiben
sind dazu sachlich viel zu gut begründet, und etwa die eine Aus-
fertigung stilistisch auf eine andere Adresse umarbeiten zu lassen,
dazu waren diese langen tatsächlichen Ausführungen höchst un-
geeignet; solche Übung hätte man etwa an einem kurzen Texte mit
viel Höflichkeitsfloskeln am Anfang und Ende vorgenommen, während
hier schon die Überlieferungsform mit der abgekürzten Wiedergabe
des einen Briefes auf zugrunde liegende Ivonzepte, nicht auf Stil-
übungen hinzuweisen scheint.
Innozenz III. konnte clen inneren Streit in Gapua nicht leicht
nehmen; an einem Ausgleich cler Gegensätze muhte ihm auf das
Äußerste gelegen sein, clenn bei längerer Dauer clrohte die Gefahr,
claß sich clie eine der beiclen Parteien mit Dipold und seinen Deut-
schen ins Einvernehmen setzte. So hat er sogleich Schritte getan,
um clen Zwist beizulegen. Wir erhalten darüber leider nur eine
flüchtige Andeutung. Ein im Auftrag der Kurie bei der Vermittlung
tätiger Geistlicher war durch Krankheit an der sofortigen Rückkehr
nach R.0111 gehindert und berichtete darüber an den Papst. 59) Auf
Bitten der Geistlichkeit und cles Volkes von Capua liatte ihn der
Erzbischof zum Kleriker und Kanoniker seiner Kirche gemacht —,
vielleicht ein Zeichen dafür, claß clie Vermittlung für Rainald nicht
ungünstig ausgefallen war. Es war ihm auch eine Kirche als
Pfrüncle übertragen, kurz darauf freilich ein päpstliches Verbot, über
clie Einkünfte dieser Kirche zu verfügen, an den Erzbischof ergangen.
Es ist wohl nicht ganz ausgeschlossen, dah der Grund dafür Pfründen-
kumulation, und daß dies eben jene Kirche S. Maria cle Valle war,
von welcher der Brief Nr. 1 handelt. Der betroffene Geistliche
stellte die Entsclieidung natürhch ganz cler Kurie anheim.
Historisch bemerkenswerter ist, dali, wie wir einem Hinweis
desselben Briefes entnehmen, an dem Ausgleichswerke in Gapua
offenbar auch cler Kardinaldiakon Hugo von S. Eustachius beteiligt
war. Der spätere Kardinalbischof Hugo von Ostia und Papst
Gregor IX. war schon clamals am päpstlichen Hofe eine der be-
59) Vgl. unten Nr. 5,
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Stücke können daher nicht zu gleicher Zeit abgesandt worden sein.
Sincl sie wirklich abgeschickt, so niuh wohl das an den Prälaten
das frühere sein; möglicherweise aber blieb es nur Entwurf, Rainald
mühte sich dann mittlerweile unter dem Eindruck neuer Tatsachen
entschlossen haben, sich direkt an den Papst zu wenden. Denn
an bloße Stilübungen möchte ich hier nicht denken. Die Schreiben
sind dazu sachlich viel zu gut begründet, und etwa die eine Aus-
fertigung stilistisch auf eine andere Adresse umarbeiten zu lassen,
dazu waren diese langen tatsächlichen Ausführungen höchst un-
geeignet; solche Übung hätte man etwa an einem kurzen Texte mit
viel Höflichkeitsfloskeln am Anfang und Ende vorgenommen, während
hier schon die Überlieferungsform mit der abgekürzten Wiedergabe
des einen Briefes auf zugrunde liegende Ivonzepte, nicht auf Stil-
übungen hinzuweisen scheint.
Innozenz III. konnte clen inneren Streit in Gapua nicht leicht
nehmen; an einem Ausgleich cler Gegensätze muhte ihm auf das
Äußerste gelegen sein, clenn bei längerer Dauer clrohte die Gefahr,
claß sich clie eine der beiclen Parteien mit Dipold und seinen Deut-
schen ins Einvernehmen setzte. So hat er sogleich Schritte getan,
um clen Zwist beizulegen. Wir erhalten darüber leider nur eine
flüchtige Andeutung. Ein im Auftrag der Kurie bei der Vermittlung
tätiger Geistlicher war durch Krankheit an der sofortigen Rückkehr
nach R.0111 gehindert und berichtete darüber an den Papst. 59) Auf
Bitten der Geistlichkeit und cles Volkes von Capua liatte ihn der
Erzbischof zum Kleriker und Kanoniker seiner Kirche gemacht —,
vielleicht ein Zeichen dafür, claß clie Vermittlung für Rainald nicht
ungünstig ausgefallen war. Es war ihm auch eine Kirche als
Pfrüncle übertragen, kurz darauf freilich ein päpstliches Verbot, über
clie Einkünfte dieser Kirche zu verfügen, an den Erzbischof ergangen.
Es ist wohl nicht ganz ausgeschlossen, dah der Grund dafür Pfründen-
kumulation, und daß dies eben jene Kirche S. Maria cle Valle war,
von welcher der Brief Nr. 1 handelt. Der betroffene Geistliche
stellte die Entsclieidung natürhch ganz cler Kurie anheim.
Historisch bemerkenswerter ist, dali, wie wir einem Hinweis
desselben Briefes entnehmen, an dem Ausgleichswerke in Gapua
offenbar auch cler Kardinaldiakon Hugo von S. Eustachius beteiligt
war. Der spätere Kardinalbischof Hugo von Ostia und Papst
Gregor IX. war schon clamals am päpstlichen Hofe eine der be-
59) Vgl. unten Nr. 5,