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Schoell, Fritz; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1910, 15. Abhandlung): Über zwei sich entsprechende Trilogien des Euripides: mit Bemerkungen zur Tetralogie des attischen Theaters — Heidelberg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.32161#0005
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Über zwei sich entsprechende Trilogien des Euripides.

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Aber schwerer noch als ein allgemeines Bedenken spricht gegen
die angeführten Vorstellungen die Überlieferung.

Dafür sind nicht ganz durchschlagend die beiden einzigen all-
gemeinen Zeugnisse, die wir über die Tetralogie haben: das Wort
des Tragikers Ion von Ghios bei Plutarch, Perikles c. V, für jede
dpexfi sei, wie für die öiöacfKaXia (= TeipaXo'fia), ein ö'aTupiKÖv pepoc;
erforderlich, und die nach Laertius Diogenes III, 5G (vgl. 61) von
Thrasyllos für die Zusammenstellung von je vier Platonischen Dia-
logen (nach dem Beispiel der ersten unter einer koivi) uTröheö'tq) in
Anspruch genommene Analogie der Tetralogie der Tragiker (ujv tö
TÖTapTov tjv öaTupiKÖv). LTnzureichend sind diese Zeugnisse, nicht
wegen der Art, mit der man sehon früher und besonders neuer-
dings das zweite uncl wichtigste zu beeinträchtigen versucht hat,
sondern weil sie über den Anfang der Übung nichts aussagen, die
sie allerdings als ganz aligemein hinstellen. Trotzdem müssen wir
auf clie envähnten neueren Versuche eingehen, da sie meines
Wissens bisher unwidersprochen geblieben sincl.

Wecklein, a. a. 0., S. 370, behauptete einfach — unter Ver-
weisung auf Jo. Wetzel „quaestiones de trilogia Aeschylea“ (im Pro-
gramm des Goll. roy. francais in Berlin 1883), S. 3 4) —: „die Zu-
sammenstellung der Platonischen Dialoge nach Trilogie und Tetra-
logie hat keine Becleutung für die Auffassung der tragischen
Tetralogie. Für die Zusammenfassung von drei oder vier Dialogen
mußte man irgendeinen Gesichtspunkt haben.“ Diese Behauptung
steht in direktem Widerspruch mit dem maßgebenden Zeugnis und
entbehrt jeder Begründung; und vor allem wäre man oline jene
Analogie kaum auf solche Zusammensteilung „Platonischer“ Tetra-
logien (so gut oder so schlecht es gehen mochte) gekommen.
H. Usener „Unser Platontext“ (in den Nachrichten von der Königl.
Ges. d. Wiss. zu Göttingen 1892), S. 213, gibt jene Analogie zu
und weist nur darauf hin, dah Aristophanes von Byzanz, als er —
niclit alle — Dialoge nach Trilogien orclnete, in zwei Fällen mit
Tatsachen Platonischer Schriftstellerei zusammentraf; und weiter
wies er noch besser als andere vor ihm nach, dah clie gewöhnlich
auf Thrasyllos zurückgeführte, lediglich jener Analogie folgende
Einteilung aller Schriften Platons nach Tetralogien, von diesem

4) Schon Boeckh im lnclex lectionum hibernarum, 1841/42, p. 5
(= Opuscula IV, 1874), hatte sich ähnlich ausgesprochen und war von
A. Schöll, ,,Gründlicher TJnterricht über die T etralogie des attischen
Theaters“ (Leipzig 1859), S. 46, widerlegt worden,
 
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