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Fritz Schöll:
und (vielleicht schon vor ihm) von Derkyllides nur benutzt, nicht
geschaffen worden sei.
Einige Jahre vorher hatte W. Ghrist in seinen „Platonischen
Studien“ (Abhandlungen der Bayer. Akad. XVII, 1885), S. 465, clie
Vermutung ausgesprochen, dah der Name Trilogiel Tetralogie zu-
erst auf die PJatonischen Dialoge angewandt und von hier auf clie
Dramen „des Äschylus“ übertragen worden sei. Auch damit werden
die Zeugnisse geradezu auf den Kopf gestellt. * * 5 6) Und doch hat auch
diese Ansicht einen Verteidiger gefunclen, und sogar an R. PIirzel
in einer längeren Anmerkung seines gelehrten und vortreffhchen
Werkes „Der Dialog“ I (1895), S. 253 f. Hirzel möchte zunächst
auf dieselbe Quelle zurückführen, daß Älian V. H. II, 30 clen jugend-
lichen Plato eine Tetralogie dichten läßt, während Diogenes Laer-
tius — eben unsere QuelJe für die Tetralogien des Thrasyllos —
IH, 5, sich mit einer Tragödie „begnüge“.Q AlJein hier haben wir
gar keine sachliche Verschiedenheit, sondern bloß einen verschiede-
nen Ausdruck. Hirzel kann nicht unbekannt sein, was gegenüber
ähnlichen Irrtümern (nach A. Schöll, a. a. 0., S. 227 Anm.) A. Hug
zu Platons Symposion 173 A 7) (öxe xfj TrpüuTp xpayujöia eviKpaev
ÄYdhuiv) über den Gebrauch von Tpa'fujbia == TeTpaXoyia zusammen-
gestellt hat, was sich noch vermehren ließe. Da ferner Xöyoq, wie
neben juöbo<; für clie Äsopische Fabel, so auch für clie „fabula“,
uTToDecri<g (argumentum) der Theaterstücke — von den Dichtern
selbst, tragischen wie komischen, und von Prosaikern — gebraucht
wird, da der Xöyoq, den Thespis hinzubrachte und Äschylus zum
TrpujTaYULivicrTti<; machte, auch sonst den wesentlichsten InhaJt cles
Dramas bezeichnete, so sind die Ausdrücke TptXoxta TeTpaXoyia von
der Vereinigung dreier oder vierer „fabulae“ Jeicht verständlich,
wenn wir sie auch nicht vor Aristoteles (s. S. 10 Anm. 12) und den
Alexandrinern nachweisen können; älter war wohl jedenfalls der
®) Die Fassung in der vierten Auflage von Christs Literaturgeschichte,
S. 206, Anm. 5, spricht dafür, daß Christ selbst seine frühere Aufstellung
zurückziehen wollte.
6) Schon S. Karsten, ^de tetralogia tragica“ (aus den ,,Comment. lat.
Inst. Reg. Eelg.“ III, 1846), S. 10 Anm., hatte denselben Gedanken und
weitere Bedenken ausgesprochen. Allein vielleicht hat gerade die bio-
graphische Überlieferung von jener tragischen Tetralogie des jungen Platon
überhaupt den Anlaß gegeben zu cler sonst weniger angezeigten und wenig
glücklichen Viergliederung seiner erhaltenen Schriften.
7) Merkwürdigerweise zitiert Hirzel nachher fälschlich gerade cliese
Stelle in seiner Anmerkung (für köpoi) statt. 194B.
Fritz Schöll:
und (vielleicht schon vor ihm) von Derkyllides nur benutzt, nicht
geschaffen worden sei.
Einige Jahre vorher hatte W. Ghrist in seinen „Platonischen
Studien“ (Abhandlungen der Bayer. Akad. XVII, 1885), S. 465, clie
Vermutung ausgesprochen, dah der Name Trilogiel Tetralogie zu-
erst auf die PJatonischen Dialoge angewandt und von hier auf clie
Dramen „des Äschylus“ übertragen worden sei. Auch damit werden
die Zeugnisse geradezu auf den Kopf gestellt. * * 5 6) Und doch hat auch
diese Ansicht einen Verteidiger gefunclen, und sogar an R. PIirzel
in einer längeren Anmerkung seines gelehrten und vortreffhchen
Werkes „Der Dialog“ I (1895), S. 253 f. Hirzel möchte zunächst
auf dieselbe Quelle zurückführen, daß Älian V. H. II, 30 clen jugend-
lichen Plato eine Tetralogie dichten läßt, während Diogenes Laer-
tius — eben unsere QuelJe für die Tetralogien des Thrasyllos —
IH, 5, sich mit einer Tragödie „begnüge“.Q AlJein hier haben wir
gar keine sachliche Verschiedenheit, sondern bloß einen verschiede-
nen Ausdruck. Hirzel kann nicht unbekannt sein, was gegenüber
ähnlichen Irrtümern (nach A. Schöll, a. a. 0., S. 227 Anm.) A. Hug
zu Platons Symposion 173 A 7) (öxe xfj TrpüuTp xpayujöia eviKpaev
ÄYdhuiv) über den Gebrauch von Tpa'fujbia == TeTpaXoyia zusammen-
gestellt hat, was sich noch vermehren ließe. Da ferner Xöyoq, wie
neben juöbo<; für clie Äsopische Fabel, so auch für clie „fabula“,
uTToDecri<g (argumentum) der Theaterstücke — von den Dichtern
selbst, tragischen wie komischen, und von Prosaikern — gebraucht
wird, da der Xöyoq, den Thespis hinzubrachte und Äschylus zum
TrpujTaYULivicrTti<; machte, auch sonst den wesentlichsten InhaJt cles
Dramas bezeichnete, so sind die Ausdrücke TptXoxta TeTpaXoyia von
der Vereinigung dreier oder vierer „fabulae“ Jeicht verständlich,
wenn wir sie auch nicht vor Aristoteles (s. S. 10 Anm. 12) und den
Alexandrinern nachweisen können; älter war wohl jedenfalls der
®) Die Fassung in der vierten Auflage von Christs Literaturgeschichte,
S. 206, Anm. 5, spricht dafür, daß Christ selbst seine frühere Aufstellung
zurückziehen wollte.
6) Schon S. Karsten, ^de tetralogia tragica“ (aus den ,,Comment. lat.
Inst. Reg. Eelg.“ III, 1846), S. 10 Anm., hatte denselben Gedanken und
weitere Bedenken ausgesprochen. Allein vielleicht hat gerade die bio-
graphische Überlieferung von jener tragischen Tetralogie des jungen Platon
überhaupt den Anlaß gegeben zu cler sonst weniger angezeigten und wenig
glücklichen Viergliederung seiner erhaltenen Schriften.
7) Merkwürdigerweise zitiert Hirzel nachher fälschlich gerade cliese
Stelle in seiner Anmerkung (für köpoi) statt. 194B.