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Schoell, Fritz; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1910, 15. Abhandlung): Über zwei sich entsprechende Trilogien des Euripides: mit Bemerkungen zur Tetralogie des attischen Theaters — Heidelberg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.32161#0011
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Über zwei sich entsprechen.de Trilogien des Euripides. 11

die Opoupoi des Ion: und dann wäre laiupoi entweder Titel oder
Bezeichnung des Satyrspiels und es fehlte überhaupt kein Titel.
Nicht nur zweitelhaft, sondern irrig scheint mir aber die gleichfalls
ganz allgemein geltende Annahme, Aristias habe mit einem Satyr-
spiel seines Vaters 16) zusammen eigene Tragödien zur Aufführung
gebracht. Daß von Söhnen oder Verwandten Stücke der Ver-
storbenen aufgeführt wurden, ist in der besten Zeit mehrfach be-
zeugt: eine Mischung von Stücken verschiedener Verfasser ist ganz
gegen den altatt.ischen Gebrauch. Deshalb ist es allein entsprechend,
ja geboten, toi<; TTpcmvou Traxpog auf die ganze Tetralogie zu be-
ziehen, genau wie es von Euphorion bei Suidas heißt: ö<j Kai toT<;
Aiö'x^ ou T0U TraTpög olq pf]iuu pv embeiHdpevoc; TeTpdxic; eviKpOev;
und wie wir anderwärts lesen, dah durch ausdrücklichen Beschluß
Ta AicrxuXou nach seinem Tode gegeben werden durften; wie end-
lich der Sohn oder Neffe des Euripides nach dessen Tode seine
letzte Trilogie aufführte. Nach dem allen hat sich für Pratinas
keine „ganz andere Einrichtung als die der Trilogie“ ergeben.

Noch einfacher liegt die Sache bei Ghoerilus. Wecklein sagt
a. a. 0., S. 374: „Wenn man die Zahl von 160 Dramen 17), welche
Ghoerilus nach Suidas verfabt haben soll, für richtig hält, so muß
er öfter sogar mehr als vier Stücke aufgeführt haben“. Er „muß“
— dieses Wort steht öfters ähnlich —, wohl weil 160 gerade durch
4 teilbar ist, und weil zu 40 Didaskalien die 13 bezeugten Siege 18)
vorzüglich passen? Zudern werden wir gerade bei Ghoerilus auf
eine längere und reichere Wirksamkeit auch sonst geführt, während

16) So auch Dieterich bei Pauly-Wissowa s. Aristias. — Gerade bloß
ein Satyrspiel vom Yater zu entlehnen hatte zudem Aristias gar keine Ur-
sache : wird er doch mit Pratinas — den die Alten für den Begründer des
Satyrspiels hielten — als Meister dieser Gattung anerkannt.

17) Früher las man ohne jede Giewähr 150. Bernhardy, Christ u. a.
fanden die Zahl 160 „paradox“, G. Kaibel in dem nachgelassenen Aufsatz
bei A. Wilhelm a. a. 0., S. 183, „ungeheuerlich“. Mit ihm finden Christ-
Schmid, I 5, S. 270, daß „mehr die 160 Dramen als die 13 Siege Bedenken
erregen“. (0. Bjbbeck, ,,Dionysosknltus in Attika“, S. 25, hatte gemeint,
Choerilus werde auch die Demen reichlich mit Stücken kleineren Umfangs
versorgt haben !) Diese Verwunderung hängt lediglich an der falschen Auf-
fassung der Zahl und der ganz unbezeugten und unbegründeten Ansicht vom
späten Aufkommen der Tetralogie. Übrigens kehrt die Zahl 160 bei dem
jüngeren Tragiker Karkinos wieder, wo manche an Zusammenrechnung der
Dramen des älteren und jüngeren denken.

18) Genau so viel, wie Äschylus bei Lebzeiten mit etwas mehr als der
Hälfte von Aufführungen gewann, also verhält.nismäßig nur nahezu halb
so viel.
 
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