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Schoell, Fritz; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1910, 15. Abhandlung): Über zwei sich entsprechende Trilogien des Euripides: mit Bemerkungen zur Tetralogie des attischen Theaters — Heidelberg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.32161#0029
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Über zwei sich entsprechende Trilogien des Euripides.

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ihr singt er, sie ist sein Glück. Der rauhere Zethos hat dafür
keinen Sinn, er lebt und will, daß der Bruder lebe, (JKdTTiujv, dptuv
Yfjv, noi|u.vioi<5 eTTUTTaxuüv (Fragment 188 N.), dieweil der andere von
sich sagt (Fragment 202): aboipi Kai XeYOipi ti crocpov, Tapdcnjujv
prjöev iLv ttoXk; voüei. In längeren Streitreden, dem hochberühmten
ayujv cles Stückes, war dieser Gegensatz der Brüder durchgeführt
und auf die pouaiKri im weitesten antiken Sinne ausgedehnt. Auch
dies'e Streitszene ist durchaus nicht bloh — wie man mehrfach
vermeint hat. — ein bloßes Einschiebsel, ein Schmuckstück, in clem
Euripides seine und seiner Zeit. Ansichten darlegte: Amphion zeigt
in dem Streit zugleich die Überlegtheit und Überlegenheit, die er
dann in der Handlung bewährt, und für clie er schließlich mit der
Königswürcle belohnt wird; vgl. noch Fragment 200:

yvujjuaic; pap dvöpö<; eu juev oiKouvTai TiöXeiq,
eu b' okog, ei<; t’ au TTÖXejuov taxöei peya.
aocpöv ydp ev ßouXeupa Td<; TroXXdq xepac,
vikö., aüv öxXuj b' apaö'ia rrXeiaTOv koköv.

Am Ende des Streites folgt der klügere Amphion doch dem
Bruder, um sich mit ihm zur Jagd fertig zu machen. Antiope aber,
die nachts geträumt hatte, ihre Fesseln fieien von ihr ab, ist an
diesem Tage, dem Tage eines bacchischen Festes, dem Gefängnis
entflohen und kommt in diese Gegend, die Stätte ihrer Erinnerungen.
In ihrer Not wendet sie sich an clie ihr auf dem Wege zur Jagd
begegnenden, unbekannten Jünglinge und erzählt ihre Leiden: Am-
phion ist ihr geneigt, Zethos wiil nichts von ihr und ihren Klagen
wissen uncl glaubt, sie wäre nicht bei Sinnen; so ziehen sie schließ-
lich zur Jagcl ab. Balcl kommt Dirke an der Spitze eines Zuges
von Bacchantinnen. Durch ihre Wut auf Antiope und die Dio-
nysische Erregung doppelt aufgestachelt finclet sie die Unglückliche
und läßt sie wegreißen zur grausamsten Strafe. Dei- Hirt, der aucli
seinen Dionysos feiern wollte, hat an den Vorgängen und Worten
erkannt, um wen und worum es sich handelt, und er eröffnet nun
clen Söhnen, wer ihre wahre Mutter sei und in welcher Gefahr sie
schwebe. Sie eilen zu ihrer Befreiung, sie gelingt, wesentlich durch
Amphions Gewancltheit, und clie Antiope zugedachte Strafe ärgster
Todesqual muß nun Dirke leiden: Amphion bindet sie auf den
Rücken eines wilclen Stieres, clen Zethos bändigt. Ein Bote erzählt
clies, und danach treten clie Söhne auf mit ihrer geretteten, stolzen,
glücklichen Mutter. Doch noch clroht Gefahr von Lykos; Antiope
will Flucht, aber die Söhne wollen davon nichts hören; Amphion
 
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