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Boll, Franz; Antiochus <Atheniensis>; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1910, 16. Abhandlung): Griechische Kalender: 1. Das Kalendarium des Antiochos — Heidelberg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.32162#0008
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Franz Boll:

der Angabe kann freilich durch diese Überlieferungstatsache allein
noch nicht entschieden werden.

Über den Astrologen Antiochos, der ohne Zweifel zu den be-
kannteren gehörte, besitzen wir keine biographische Überlieferung,
wohl aber einige Hinweise bei anderen Schriftstellern, die ihn zitieren.
Der älteste davon ist Porphyrios, der ihn p. 194 seiner Isagoge zu
Ptolemaios’ Tetrabiblos für die Frage rrepi aTropipou £ujbiou xfj«; cre-
Xpviig anführt. Das Zitat wird gestützt durch eine Bezugnahme im
1. Kapitel des 2. Buches des Hephaistion von Theben (2. Hälfte
des 4. Jahrhs.) auf die gleiche Stelle, mit wörtlichen Übereinstim-
mungen; und hier wird auch die Herkunft des Antiochos angegeben:
'Avxioxoi; 6 ’Aüpvaioq. Bei Porphyrios erscheint Antiochos un-
mittelbar vor Petosiris, bei Hephaistion II 10 neben Porphyrios,
Apollinarios, Dorotheos, Kritodemos. Firmicus Maternus (II 29) er-
wähnt ihn für die Lehre von den antiscia zwischen Ptolemaios und
Dorotheos von Sidon. Bei dem Araber Massala (Gatal. I 82) wird
auch die Zahl von Antiochos’ Büchern (7) überliefert, nebst den
Titeln seiner beiden Werke (Trepi YeveüXiuiv und rrepi epumiaeuuv).
Wichtig ist sodann noch die Anführung bei dem Anonymus aus
dem Jahre der Ivonsuln Olybrius und Ausonius, 379 n. Ghr. (Gatal. V 1
p. 205, 14): hier wird er in cler langen Reihe älterer Schriftsteller
genannt, die (soviel wir wissen, alle in Prosa) Tiepi rfjg xüiv dTiXavüuv
daiepuuv <f qpdaeuu^ 5> Kai Ttepi iiqg tujv TrapavaxeXXövTuuv öuvapeuuq
geschrieben haben. Das müßte nicht unbeclingt ein Zitat auf einen
Kalender sein, aber da unmittelbar vorher für den gleichen Gegen-
stand die sämtlichen Schriftsteller als Quellen genannt sind, die
Ptolemaios am Schlusse seines Kalenders aufführt, so wircl die
Überlieferung im Oxoniensis, wonach Antiochos den Kalender ver-
täßt hat, wesentlich gestützt. Antiochos steht in jenem Anonymus
zwischen Yalens (II. Jahrh. n. Ghr.) uncl Antigonos von Nikaia
(II./III. Jahrh.): da ihn Porphyrios zitiert uncl er selbst, wie wir
sehen werden, clen Ptolemaios benützt, so kann hier in cler Tat
chronologische Reihenfolge beabsichtigt gewesen sein. Bemerkt sei
noch, claß Valens und Ptolemaios, die beicle in der 1. Hälfte des II.
nachchristlichen Jahrhunderts schreiben, ihn nicht erwähnen.

Nach allen Zeugnissen würde man auf einen Prosaschriftsteller
schließen. Nun aber sind im Angelicanus 29 (s. Gatal. I 108 ff.)
mehr als 100 Hexameter aufgetaucht, die die Aufschrift tragen:
’Avtiöxou öaa oi daTepeg ev toi^ töttoic; tou hepaTO<; TuxövTe<g anpai-
vouatv. Die wörtlichen Berührungen mit Firmicus III, auf die ich
 
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