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Boll, Franz; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1910, 2. Abhandlung): Griechischer Liebeszauber aus Ägypten auf zwei Bleitafeln des Heidelberger Archäologischen Instituts — Heidelberg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.32148#0009
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Griechischer Liebeszauher aus Ägypteri.

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Zauberpapyrus v. 367 Wess.: Mp pou TrapaKoücn^ veKubaipov tojv
evToXujv Kai tujv ovojuaTUJV d\\ epetpov juovov cfeauTov diTo Tt]<; exou-
cTt'ig ae avaTraucreuj<; öotic; et, erre dppt]<; etVe bpXuq) oder der Nnme
wird als bekannt gar nicht erst genannt 10: bier aber ist der Tote
benannt und die Mumie nbgebildet. Ähnliche Mumienbilder sind
auch auf den von Wünsch publizierten Sethinnischen Venvünschungs-
tafeln zu finden (vgl. dort S. 16, 20, 45); dort stellen sie allerdings
nicht einen besonderen Toten, sondern den Osiris oder Sarapis als
Mumie dar.

Die Behandlung des Zaubers in der Form eines schriftlichen
Befehis an den Toten, fast ganz vie ein Brief, ist auch niciits
völlig Neues: vgl. besonders Audollent, n. 43 f., während die Tafeln
bei Wünsch, Defix. tab. Atticae, n. 102—103; Audollent, n. 52, nicht
an einen Toten, sondern an die Unterweltsdämonen insgesamt und
an Persephone, ocler an Hermes und Persephone gerichtet sincl.

Der Totendämon aiso, der ja blob seine Apathie abzuschütteln
braucht, soil die Nike dazu bringen, sich in Pnntus zu verlieben.
Wie er das anstellen wird, darüber läfit uns cler Zauberbrauch
keinen Zweifel: er wird ihr den Schlaf rauben, den Appetit ver-
derben, sie sofi nicht sitzen uncl nicht sprechen können und nichts
im Kopfe haben dürfen als nur ihn; der Dämon sofi sie jagen und
hetzen uncl ihr Eingeweide und ihre Seele brennen, bis sie sich
ihm ergibt. * 11

Noch bleibt eine seltsame Wendung zu erörtern: Auf dem
Täfelchen II schliefit sich an ON STSKoN TMSCKOC in der 5. Zeile
noch oTTlo (dann ist der Rand abgebrochen) und in der nächsten
MHNAC. Der am P«.ande der ersteren Zeile vorhandene Raum
reicht noch für clrei Buchstaben aus, und ein kleines Übergewicht
liegt, wie schon bemerkt, auf Seiten cler Annahme, es sei nach dem
cnic ein T oder TT gefoigt. Wie aber das Überlieferte zu deuten
und zu ergänzen ist, mag zunächst zweifelhaft scheinen. Afiein
weder der Versuch in MHNAC einen bekannten Namen zu finden
(Menas müfite aiso als Vater des Pantus neben der Mutter genannt
sein, was z. B. bei Audollent, n. 198, in einer Defixio mit Liebes-
zauber vorkommt), noch eine Konstruktion zu eKgijvaq von eK(ua(vuü
iassen eine mögliche Ergänzung zu; für ein etwaiges eTri e[fi£ ck]

10 Vgl. Kuhnert im Art. Defixio bei Pauly-Wissowa IV, 2377.

11 Vgl. den großen Pariser Zauberpapyrus v. 2475 ff. (auch bei Abt, S. 311
abgedruckt) und die Beispiele in den von Audollent gesammelten Defixionen, n. 230,
265 — 261; vgl. auch den genannten demotischen Papyrus, verso col. XII u. XIII.
 
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