Otto Gradenwitz:
Bei cler Wortstudie alle Autoren, die dieses Wort gebrauch'en,
bei dem Wörterbuch alle Wörter, die dieser Autor gebraucht.
Bei dem Speziahvörterbuch ist Vollständigkeit der Beleg-
stellen Vorbedingung:
,,0b jedes Stiick, das er aufhebt und aufheben muß, auch
wirklich des Aufhebens wert sei, danach fragt der Archivar zu-
nächst nicht. Wenn das weite Feld der lateinischen Inschriften
einmal zu übersehen sein wird, so wird das taube Gestein un-
schädlicli liegen bleiben, der wirklich fruchtbare Boden aber
schon von denen, die es angeht, zu Acker- und Saatland an-
gehrochen werden“, sagt Mommsen 1), und rechtfertigt also, daß
das Corpus Inscriptionum Latinarum Tausende und aber Tausende
fungibler und darum scheinbar gleichgültiger Sepulcralinschriften
bucht; ebenso aber rnuß das Spezialwörterbuch den Autor, das
Werk des Autors, in Worte umgeordnet, vollständig wieder-
geben; es muß feststellen, wo und wie oft die durch das
Wort bezeichnete Vorstellung im Hirn des Autors gehaftet hat
und für den Zweck dieses Werkes gelöst worden ist, so etwa,
wie die Typen des Buchdruckers, die nach gemachtem Gebrauch
wieder in sich geordnet und vollständig in ihren Fächern stehen.
Man kann sagen, daß wenn späteren Jahrhunderten das Werk
des Autors verloren geht, ein geduldiger und ingeniöser Kopf es
aus dem Index mit dessen Seiten- und Zeilenzahlen restlos muß
wieder herstellen können.
Über den beiden hier gezeichneten Aufgaben schwebt, ohne
sie natürlich vollkommen zu lösen, das gewaltige Werk eines
Thesaurus der ganzen Sprache.
Innerhalh der Gruppe der Spezialwörterbücher ist Index und
Lexikon zu unterscheiden; der Index ist objektiv und daher
mechanisch oder halb mechanisch geordnet, das Lexikon suh-
jektiv. Der Index gibt jedes AVort so wieder, daß die Beleg-
stellen nach dem Lauf des Werkes selbst geordnet sind, das
Lexikon faßt die Worte in Gruppen zusammen, die der Lexiko-
graph für wissenschaftlich geboten oder sonst ersprießlich hält.
Die Erfahrung hat für diese Gruppen im großen und ganzen
eine gewisse Gleichmäßigkeit gezeitigt; doch wird die Resultante
auch der richtig gewerteten Interessen nicht bei jedern AVerke
die gleiche sein.
') Vgl. Reden und Aufsätze, S. 38.
Bei cler Wortstudie alle Autoren, die dieses Wort gebrauch'en,
bei dem Wörterbuch alle Wörter, die dieser Autor gebraucht.
Bei dem Speziahvörterbuch ist Vollständigkeit der Beleg-
stellen Vorbedingung:
,,0b jedes Stiick, das er aufhebt und aufheben muß, auch
wirklich des Aufhebens wert sei, danach fragt der Archivar zu-
nächst nicht. Wenn das weite Feld der lateinischen Inschriften
einmal zu übersehen sein wird, so wird das taube Gestein un-
schädlicli liegen bleiben, der wirklich fruchtbare Boden aber
schon von denen, die es angeht, zu Acker- und Saatland an-
gehrochen werden“, sagt Mommsen 1), und rechtfertigt also, daß
das Corpus Inscriptionum Latinarum Tausende und aber Tausende
fungibler und darum scheinbar gleichgültiger Sepulcralinschriften
bucht; ebenso aber rnuß das Spezialwörterbuch den Autor, das
Werk des Autors, in Worte umgeordnet, vollständig wieder-
geben; es muß feststellen, wo und wie oft die durch das
Wort bezeichnete Vorstellung im Hirn des Autors gehaftet hat
und für den Zweck dieses Werkes gelöst worden ist, so etwa,
wie die Typen des Buchdruckers, die nach gemachtem Gebrauch
wieder in sich geordnet und vollständig in ihren Fächern stehen.
Man kann sagen, daß wenn späteren Jahrhunderten das Werk
des Autors verloren geht, ein geduldiger und ingeniöser Kopf es
aus dem Index mit dessen Seiten- und Zeilenzahlen restlos muß
wieder herstellen können.
Über den beiden hier gezeichneten Aufgaben schwebt, ohne
sie natürlich vollkommen zu lösen, das gewaltige Werk eines
Thesaurus der ganzen Sprache.
Innerhalh der Gruppe der Spezialwörterbücher ist Index und
Lexikon zu unterscheiden; der Index ist objektiv und daher
mechanisch oder halb mechanisch geordnet, das Lexikon suh-
jektiv. Der Index gibt jedes AVort so wieder, daß die Beleg-
stellen nach dem Lauf des Werkes selbst geordnet sind, das
Lexikon faßt die Worte in Gruppen zusammen, die der Lexiko-
graph für wissenschaftlich geboten oder sonst ersprießlich hält.
Die Erfahrung hat für diese Gruppen im großen und ganzen
eine gewisse Gleichmäßigkeit gezeitigt; doch wird die Resultante
auch der richtig gewerteten Interessen nicht bei jedern AVerke
die gleiche sein.
') Vgl. Reden und Aufsätze, S. 38.