I. Augustus auf dem Silberbecher von Boscoreale.
(Tafel I —III.)
Einer der Becher des Silberschatzes von Boscoreale ist mit
Szenen geschmtickt, die die Herrschergröße des Augustus ver-
herrlichen. 1) Besonders bedeutsam durch ihren Vorwurf er-
scheint jene Szene, die Augustus als Beherrscher des Erdkreises
darstellt. In der Herkunft. von dem göttlichen Julius sah Augustus
nach seinem Schicksalsglauhen die Berechtigung iiber die Welt
zu gebieten. Dieser Gedanke hat auch den Künstler bei seinem
Werke geleitet.
Der Princeps, in clie Tracht seines Amtes gekleidet, hat
sich auf dem Thronsessel 2) niedergelassen, der auf einem
Suggestus ruht, In der Rechten hält er die Weltkugel, in cler
Linken eine Rolle. Es ist das Schriftstück, in clem Augustus
nach seiner Rückkehr aus clem Oriente im Jahre 29 vor clem
versammelten Senate die Befriedung der Ercle bekannt gab. 3)
Denn in eben diesem Jahre hat cler Princeps die Victoria in
clas Amtshaus cles Senates geweiht, clie von ihrem geheiligten
Platze erst weichen sollte, als das letzte Leben des Staates,
den er geschaffen hatte, erlosch. 4) Sie naht auf dem Bilde dem
Herrscher. In der Rechten trägt sie clen Kranz, der den Sieger
ziert 5), und die Flügel sind ewig zum Siege gespannt. Aus clen
Händen der Venus genetrix schwebt sie auf lhn zu. Denn cliese
Göttin muß es sein, cla ihr Amor folgt. Sie war die Siegesgöttin
des Juliers gewesen und ihr Name das Losungswort aller seiner
Siege. So konnte sein Sohn und Erbe aus ihren Hänclen cliese
4) Monuments Piot, 5, 1899, Tafel XXXI—XXXIII.
2) Der Kaiser sitzt auf der sella aurea, MOMMSEN, Staatsr., 1, 402. 407. 439.
3) Da clie Victoria im Jahre 29 in die Curia geweiht wurde, so ist clie
Bedeutung des Schriftstückes gegeben.
4) WISSOWA, Religion, 129.
6) Es ist der Siegeskranz, der den Princeps immer schmückt. MOMMSEN,
Staatsr., 1, 427 f.
l*
(Tafel I —III.)
Einer der Becher des Silberschatzes von Boscoreale ist mit
Szenen geschmtickt, die die Herrschergröße des Augustus ver-
herrlichen. 1) Besonders bedeutsam durch ihren Vorwurf er-
scheint jene Szene, die Augustus als Beherrscher des Erdkreises
darstellt. In der Herkunft. von dem göttlichen Julius sah Augustus
nach seinem Schicksalsglauhen die Berechtigung iiber die Welt
zu gebieten. Dieser Gedanke hat auch den Künstler bei seinem
Werke geleitet.
Der Princeps, in clie Tracht seines Amtes gekleidet, hat
sich auf dem Thronsessel 2) niedergelassen, der auf einem
Suggestus ruht, In der Rechten hält er die Weltkugel, in cler
Linken eine Rolle. Es ist das Schriftstück, in clem Augustus
nach seiner Rückkehr aus clem Oriente im Jahre 29 vor clem
versammelten Senate die Befriedung der Ercle bekannt gab. 3)
Denn in eben diesem Jahre hat cler Princeps die Victoria in
clas Amtshaus cles Senates geweiht, clie von ihrem geheiligten
Platze erst weichen sollte, als das letzte Leben des Staates,
den er geschaffen hatte, erlosch. 4) Sie naht auf dem Bilde dem
Herrscher. In der Rechten trägt sie clen Kranz, der den Sieger
ziert 5), und die Flügel sind ewig zum Siege gespannt. Aus clen
Händen der Venus genetrix schwebt sie auf lhn zu. Denn cliese
Göttin muß es sein, cla ihr Amor folgt. Sie war die Siegesgöttin
des Juliers gewesen und ihr Name das Losungswort aller seiner
Siege. So konnte sein Sohn und Erbe aus ihren Hänclen cliese
4) Monuments Piot, 5, 1899, Tafel XXXI—XXXIII.
2) Der Kaiser sitzt auf der sella aurea, MOMMSEN, Staatsr., 1, 402. 407. 439.
3) Da clie Victoria im Jahre 29 in die Curia geweiht wurde, so ist clie
Bedeutung des Schriftstückes gegeben.
4) WISSOWA, Religion, 129.
6) Es ist der Siegeskranz, der den Princeps immer schmückt. MOMMSEN,
Staatsr., 1, 427 f.
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