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Domaszewski, Alfred von; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1910, 4. Abhandlung): Zwei römische Reliefs — Heidelberg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.32150#0005
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Zwei römische Reliefs.

Kaiserhauses seit langem anerkannt waren 11), vor den Augen
des Augustus ihren ersten Kriegsdienst. 12) Marcellus wird im
Yordergrunde stehen, während der, der hinter ihn zurücktritt,
Tiberius ist.

Das einigende Band; das beide Szenen verknüpft, ist durch
Augustus’ eigene Worte im Ancyranum gegeben 2, 42ff. [Ianum]
Quirin[um, quem cljausum essfe maiores nostri voluerjunt,
[cum p]er totum i[mperium pojpuli Roma[ni terra marique
esjset parta vic[torii]s pax, cum pr[ius quam] nascerer, [a
conclita] u[rb]e bis omnino clausum [fjuisse prodatur m[e-
morijae, ter me princijpe senatjus claudendum esse censuit.
Denn gerade im Jahre 29 v. Chr., als Augustus aus dem Oriente
zurückgekehrt war, und dann wieder im Jahre 24, nach der Be-
friedung Spaniens, wurde der Tempel geschlossen.

Der Schatz von Boscoreale birgt aber noch einen zweiten
Becher, der, wie so oft in diesem Funde, als Gegenstück gedacht
ist zu dem ehen erklärten. 13) In der Hauptszene erscheint
Angustus als Triumphator, der den Aktischen Triumph hält, und
die Nebenseite feiert. seine Rückkehr aus dem spanischen Kriege,
nach dem er den Triumph ablehnte und nur den Lorbeer dem
Juppiter auf dem Kapitol darbrachte. Auch diesen Verzicht auf
spätere Siegesehren nennt das Ancyranum 1, 22ff. [Quos pro
victojris triumphos mihi sejnatus decrevit, iis sujpersedi,
l[ovi autem laurjus deposui; in Capi[tolio votis, quaej quoque
bello nuncujpaveram, solujtis, 14)

Gegen diese Erklärung der Becher scheint zu sprechen, daß
der Triumphator die Züge des Tiberins zeigt. Doch dieser An-
stoß schwindet, sobald man annimmt, daß der Silberschmied eine
Vorlage aus der Zeit des Augustus unter der Regierung des
Tiberius für sein Werk umgebildet hat. 15) Dann konnte er dem
Triumphator, der auf dem Original Augustus war, die Züge des
Tiberius geben. Vielleicht darf man sogar eine Vermutung über
das Original wagen. Am ehesten möchte man doch ein toreu-
tisches Werk als Vorlage betrachten. Von allen Statuen des

lx) Sueton, Tiberius, 9.

12) Sueton, Tiberius, 9; Dio Cassius, 53, 26, vgl. Die Rangordnung des
römischen Heeres, S. 176.

13) Monuments Piot, 5, 1899, Tafel XXXIV. XXXV.

14) Religion des römischen Heeres, S. 117f.

15) Man wird auch zugeben müssen, daß gerade diese Szenen zum
Schmucke von Trinkbechern ganz ungeeignet erscheinen.
 
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