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Domaszewski, Alfred von; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1910, 4. Abhandlung): Zwei römische Reliefs — Heidelberg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.32150#0009
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Zwei römische Reliefs.

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Bedeutung die Bewegung der beiden Fahnenträger erkennen
läßt. 5) Sie sind im Begriffe, durch eine Viertelwendung einander
entgegenzutreten. Nach römischer Ordnung haben der Bewe-
gung der Fahne alle Soldaten zu folgen. 6) Demnach werden
die beiden Abteilungen durch eine Schwenkung, die die Bewe-
gung der Fahnen andeutet, sich gegenüberstehen. Dann wird
das Scheingefecht der decursio beginnen.

Da das Fußvolk auf diese Weise den sie im Bilde umkreisen-
den Reitern den Rücken drehen wird, so ist es klar, daß dieser
Ritt der Reiter zu den Kampfspielen der Fußgänger in keiner
Beziehung steht. Aueh sincl diese Reiter keine Abteilung von
Soldaten. Es fehlt ihnen an der eigentlichen Bewaffnung. Und
die Art, wie sie in Viererreihen anreiten, ist gegen die römische
soldatische Ordnung, nach der die Reiter in drei Gliedern
standen 7), also beim Abreiten in die Flanke sich in Dreier-

5) Der tiefeingewurzelte Irrtum, als hätten die römischen Fahnen während
des Handgemenges im ersten Gliede gestanden, vgl. jedoch Adamclissi S. 78,
wird jetzfc endgültig wdderlegt, durch eine Inschrift, die in vier Exemplaren in den
AVaffenkammern des Legionslagers von Lambaesis gefunden worden ist, Memoires
cle l’academie des inscriptions et belles-lettres, 38, 1908, 45. Sie lautet:
Arma antesignana XXX postsignana XIV. Demnach standen in der
Schlacht regelmäßig zwrni Drittel der Legionare vor den Fahnen. Die Angabe
des Bellum Africanum, 15, 1 ne quis miles a signis IIII pedes longius
procederet, bezieht sich also nicht auf die Fahnen, sondern signmn bedeutet
hier wie so oft die Abteilung, die einem Signum. folgt. Denn auch Cäsar
nennt die Antesignani, MARQUARDT, Staatsverw., 2, 354. Die Ge-
samtzahl von 44 Waffen lehrt weiter, daß hier die Waffen einer halben
Centurie zu verstehen sind, Die Rangordnung, S. 35. Demnach kann man
sich ein Urteil bilden über die Aufstellung. Denn das Zahlenverhältnis be-
weist, daß vier Glieder vor den Signa, zwei Glieder hinter den Signa standen.
Diese geringe Tiefe von nur sechs Gliedern läßt wieder verstehen, warum
regelmäßig eine doppelte R.eserve ausgeschieden wurde. Die Angaben des
Livius über das Kämpfen der Antesignani und der Postsignani, Die Fahnen,
S. 10f., sind jetzt erst verständlich. Auch die ganze Frage über die Ab-
lösung des ersten Treffens durch das zweite Treffen erscheint in einem ganz
anderen Lichte. Denn, wenn clas erste Treffen derartig aufgerieben war,
daß auch die Postsignani das Signum nicht mehr zu verteidigen vermochten,
so gab es tatsächlich kein erstes Treffen mehr. Das Heranziehen des zweiten
Treffens trat denn auch schon ein, wie die getreue Schilclerung der Schlacht
von Zama lehrt, wenn die Signa des ersten Treffens gefährdet schienen. Die
wenigen überlebenden Kämpfer des ersten Treffens konnten dann, um die
Fahnen geballt, zwischen schmalen Zwischenräumen, clie clas zweite Treffen
offen ließ, zurückweichen. —■ Die Sucht, clie Queilen zu belehren statt von
ihnen zu lernen, hat, wie so oft, eine an sich einfache Frage hoffnungslos
verwirrt.

6) Die Fahnen, S. 6.

7) Die Rangordnung des römischen FLeeres, S. 31.
 
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