4
Chr. Bartholomae:
manische Ausgang mit -öia x zu besftmmen. Dafür, dah sich dieser
im Lateinischen nach clem frühzeitigen Ausfall des intersonantischen
i durch Verschweihung der alsdann zusammenstoßenden n-Vokale
zu -o gestalten mußte, begnüge ich mich, auf Brugmann, Grundrih 2
5 7.845, Sommer, Handbuch 131, Niedermann-Hermann, Hist. Lautlehre
41, Stolz, Lat. Gramm. 4 83 f., zu verweisen und bitte die clort ge-
gebenen Beispiele für die Kontraktion von o mit a x einzusehen.
3. Die übliche Erklärung cles dativischen -ö irn Lateinischen
geht von -oi aus; -öi sei nachmals, im Lauf der italischen Sprach-
ro geschichte, unter irgendwelchen Sandhibedingungen, zu -ögeworclen,
und clies habe in cler Folge den ererbten Ausgang -öi verdrängt 1;
s. vonPlanta, Osk.-Umbr. Dial. 1. 163 f., Sommer, Hanclbuch 159 f.,
318, 372, Buck, Osk. & Umbr. 42, Brugmann, Grundriß 2 1. 911, 916,
2b. 168, Kurze vgl. Grainm. 272, 383, Ernoust, Parler de Pren.
i5 30 f., Stolz, Lat. Gramin. 4 48, 206. Wie aber steht es mit dem
Beweis für diese Aufstellung?
4. Nicht günstig ist ihr jedenfalls die Tatsache, dah die la-
teinischen Dat. Sing. der ä-Deklination den entsprechenden Ausgang
-n niclit aufweisen. Es ist doch an sich höclist wahrscheinlich,
20 claß die näiulichen Sandhibedingungen, die -öi zu -ö wandelten, auch
-ä aus -ai hervorgehen liefien 2: vorausgesetzt daß die -öi uncl -äi
auch in cler Betonungsart zusammenstimmten, was ja durch griech.
heijj und hea erwiesen wird. Nun aber stellt das literarische Latein
zwar dem griech. -üji des Dat. Sing. (xopiuj) ein -ö gegenüber (hortö),
25 clagegen dem griech. -ai (xOpa) nicht -«, sondern -ae (terrae). Zu-
dem tritt cloch sonst im Italischen aufs deutlichste die Neigung zu-
tage, die Kasusausgänge der mask. o- und cler fem. ä-Deklination
einander anzugleichen, so zwar daß die Verschiedenheit allein durcli
den für das Geschlecht bezeichnenden Stammvokal zum Ausdruck
1 Der bei Brugmann, Grundriß 2 1. 203 ff., Kurze vgl. Gramra. 88, besprochene
u rsprachliche Verlust eines i hinter langem ö-Vokal setzt Sto ß tonigkeit des
Langdiphthongen voraus, kommt also für die schleiftonigen Dativausgänge -öi
und -äi (griech. Ueijj, Ueci) keinesfalls in Betracht. — Der Satz bei Stolz, Lat.
Graram. 4 48: „Langdiphthonge mit schleifendem Akzent sind schon in der indo-
germanischen Grundsprache zu clen entsprechenden Kurzdiphthongen geworden,
von denen sie also in clen Einzelspraehen nicht mehr zu unterscheiden sind“, ist
mir unverständlich. Er steht auch im Widerspruch zu späteren Ausführungen
des Buc-hs, so z. B. gerade zu der Erklärung des -ö im lateinischen Dat. Sing.,
die nur ivenige Zeilen tiefer steht.
2 Vgl. Sommer, Handbuch 318, 355.
Chr. Bartholomae:
manische Ausgang mit -öia x zu besftmmen. Dafür, dah sich dieser
im Lateinischen nach clem frühzeitigen Ausfall des intersonantischen
i durch Verschweihung der alsdann zusammenstoßenden n-Vokale
zu -o gestalten mußte, begnüge ich mich, auf Brugmann, Grundrih 2
5 7.845, Sommer, Handbuch 131, Niedermann-Hermann, Hist. Lautlehre
41, Stolz, Lat. Gramm. 4 83 f., zu verweisen und bitte die clort ge-
gebenen Beispiele für die Kontraktion von o mit a x einzusehen.
3. Die übliche Erklärung cles dativischen -ö irn Lateinischen
geht von -oi aus; -öi sei nachmals, im Lauf der italischen Sprach-
ro geschichte, unter irgendwelchen Sandhibedingungen, zu -ögeworclen,
und clies habe in cler Folge den ererbten Ausgang -öi verdrängt 1;
s. vonPlanta, Osk.-Umbr. Dial. 1. 163 f., Sommer, Hanclbuch 159 f.,
318, 372, Buck, Osk. & Umbr. 42, Brugmann, Grundriß 2 1. 911, 916,
2b. 168, Kurze vgl. Grainm. 272, 383, Ernoust, Parler de Pren.
i5 30 f., Stolz, Lat. Gramin. 4 48, 206. Wie aber steht es mit dem
Beweis für diese Aufstellung?
4. Nicht günstig ist ihr jedenfalls die Tatsache, dah die la-
teinischen Dat. Sing. der ä-Deklination den entsprechenden Ausgang
-n niclit aufweisen. Es ist doch an sich höclist wahrscheinlich,
20 claß die näiulichen Sandhibedingungen, die -öi zu -ö wandelten, auch
-ä aus -ai hervorgehen liefien 2: vorausgesetzt daß die -öi uncl -äi
auch in cler Betonungsart zusammenstimmten, was ja durch griech.
heijj und hea erwiesen wird. Nun aber stellt das literarische Latein
zwar dem griech. -üji des Dat. Sing. (xopiuj) ein -ö gegenüber (hortö),
25 clagegen dem griech. -ai (xOpa) nicht -«, sondern -ae (terrae). Zu-
dem tritt cloch sonst im Italischen aufs deutlichste die Neigung zu-
tage, die Kasusausgänge der mask. o- und cler fem. ä-Deklination
einander anzugleichen, so zwar daß die Verschiedenheit allein durcli
den für das Geschlecht bezeichnenden Stammvokal zum Ausdruck
1 Der bei Brugmann, Grundriß 2 1. 203 ff., Kurze vgl. Gramra. 88, besprochene
u rsprachliche Verlust eines i hinter langem ö-Vokal setzt Sto ß tonigkeit des
Langdiphthongen voraus, kommt also für die schleiftonigen Dativausgänge -öi
und -äi (griech. Ueijj, Ueci) keinesfalls in Betracht. — Der Satz bei Stolz, Lat.
Graram. 4 48: „Langdiphthonge mit schleifendem Akzent sind schon in der indo-
germanischen Grundsprache zu clen entsprechenden Kurzdiphthongen geworden,
von denen sie also in clen Einzelspraehen nicht mehr zu unterscheiden sind“, ist
mir unverständlich. Er steht auch im Widerspruch zu späteren Ausführungen
des Buc-hs, so z. B. gerade zu der Erklärung des -ö im lateinischen Dat. Sing.,
die nur ivenige Zeilen tiefer steht.
2 Vgl. Sommer, Handbuch 318, 355.