Metadaten

Bartholomae, Christian; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1910, 5. Abhandlung): Der Dat.-Sing.-Ausgang der o-Deklination im Lateinischen — Heidelberg, 1910

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.32151#0010
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
10

Cbr. ßartholomae:

dlana (Diehl 34, 35, 36), Norba: locina, loucina (Diei-il 75, 76); Falerii:
menerua (Diehl 128); ferner ausGortona: mursina (Diehl 118), Pisau-
rum: feronia, matrona, matuta (Diehl 44, 81, 117); sodann aber, wenn
schon selten, auch auf Inschriften, clie in Rom selber gefunden worden
5 sind 1: menerua (\// nerua dono dejjj, Diehl 130), flaca (cimor mecl fläca
clede, Diei-il 511). Ausschließhch sind sie wohl in keinem clieser
Fundgebiete üblich gewesen. Nerni hat uns auch den Dativ dianai
überliefert (Diehl 33), Norba dianae (Diehl 40), Praeneste fileae
(Diehl 532; vgl. freilich Ernoust, Parler de Pren. 33), encllich Pi-
10 saurum diane (Dielil 52).

14. Von diesen vier Dativausgängen -oi -ö -cd -ä hat das
Lateinische -oi und -a schon frühzeitig aufgegeben. Es ist nament-
lich clie völlige Ausschaltung des -oi der o-Deklination, durch die der
lateinische Dialekt im Kreis cler italischen Sprachen eine ganz be-
i5 sondere Stellung einnimmt. Die Ursache der auffälligen Erscheinung
selie ich in dem Einfluß, clen im Lauf der lateinischen Sprach-
geschichte nach dem Eintritt gewisser lautlicher Veränderungen die
Deklination der i-Stämme auf die der o-Stämme gewonnen hat;
ihr schreibe ich die besondere Kraft zu, von der ich oben § 10 ge-
20 sprochen habe.

15. Ich stelle mir clie sprachgeschichtliche Entwicklung, clie im
Lateinischen zum ausschließenden Gebrauch von o- und ai(ae)-
Dativen bei der o- und «-Deklination geführt hat, und zwar
mindestens seit. Beginn cler literarischen Periocle der Latinität. in
25 folgender Weise vor: Bei der o-Deklination waren die beiden seit
alter Zeit vorhandenen Ausgänge -oi und -ö in nicht wesentlich
verschiedenem Mafie üblich, cloch -öi, da durch das feminine -ai
begünstigt, etwas häufiger. Dagegen trat bei den ä-Stämmen der
jüngere Ausgang -a, der nach dem Vorbild der o-Dative neu-
30 geschaffen worden war, an Häufigkeit hinter dem altererbten -ai
wesentlich zurück; war doch eben auch schon das Vorbild -ö nicht
so üblich als das dem -ai gleichende -oi, so daß bei clem gemein-
sameri Entgegenwirken von -oi und -ai eine stärkere Überhandnahme
von ~a gar nicht erwartet werden kann.

1 Neuere Funde, die yonPlanta, Osk.-Umbr. Dial. 2. 94, Sommer, Iland-
buch 160, noch nichL bekannt waren.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften