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Bartholomae, Christian; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1910, 5. Abhandlung): Der Dat.-Sing.-Ausgang der o-Deklination im Lateinischen — Heidelberg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.32151#0011
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Der Dat.-Sing.-Ausg’ang der o-Deklination im Lateinischen.

11

16. Während nun bei den o- und a-Stämmen die besprochenen

Dativbildungen in dem bezeichneten Verhältnis gebräuchlich waren,
vollzog sich der Übergang aller in nichthaupttoniger Schlußsilbe

stehenden El zu E. d. i. zu langem e mit stark geschlossener Aus-

sprache, das dem langen i sehr nahe stand und in der Folge aucli 5

ganz damit zusammenfiel, d. i. zu e 1 oder, genauer, zu einem

zwischen e 1 und i 2 * stehenden Vokal nach clem Winteler-Sievers schen
Vokalschema u 1 u 2 o 1 o 2 a & e 2 e 1 i 2 i 1; s. Sievers Phonetik 4 83.

In jenem El aber waren alle uritalischen Kurzdiphthonge auf i zu-
sammengeflossen; s. Solmsen, IF. 4. 249, Brugmann, Grundriß 2 1. 10
227 f., Sommer, Handbuch 159. Ein solches El bildete den Ausgang
cles Dat. Sing. all der Stämme, die die lateinische Schulgrammatilc
in dem großen Sammeltopf der dritten Deklination zusammenge-
worfen hat; wegen seiner Herkunft, clie hier nicht von Belang ist,
verweise ich auf Brugmann, Grundriß 2 2 b. 171. 15

17. Solche Schlußsilben-E sincl über clas gesamte ältere In-
schriftenmaterial der lateinischen Sprache verstreut; sie fehlen nur
in clen ganz wenigen ältesten Inschriften, die eben aus einer Zeit
stammen, da die angezogenen i-Diphthonge noch unversehrt waren.
Die alte Foruminschrift (Diehl 180) bietet zweimal quoi (= qui 20
'welcher’) und regei (= regi); auf der Dvenosinschrift (Diehl 493)
steht qoi (= qui 'welcher’) und iai (nach Tilurneysen KZ. 35. 201

s. v. a. ei 'ihr’) 1. Es ist clas die selbe Inschrift, die den einzigen
epigraphischen oi-Dativ duenoi enthält, s. S. 9. 28 f. — Wie es
kommt, daß sich neben solchem E auch El geschrieben fmdet, uncl 25
zwar insbesondere in den minder alten Zeugnissen, clas liat Solmsen,
IF. 4. 249, überzeug :end auseinandergesetzt; s. auch Brugmann, Grund-
riß 2 1. 228. El meint hier, nicht anclers als E, den langen stark
geschlossenen Monophthongen e (e 1). Im Lauf cles sechsten Jahr-
hunderts cler Stadt rückte das e bis zum Endpunkt der Vokal- |o
linie, es wurde zu geschlossenem % (i 1). Die Mehrzahl der Beispiele
für auslautendes E solcher Art bilden Dative Sing. der dritten
Deklination. Sie sincl an verschiedenen Orten zusammengestellt;
s. Lindsay-Nohl, Lat. Sprache 444.

1 Statt äze noine dieser Inschrift, das Solmsen, JF. 4. 248, gleich die nöm

(Lok. Sing., also -e aus -ei oder -oi, s. griech. oikei, oikoi) 'am neunten Tag’
setzen wollte, ist vielmehr duenoi ne zu lesen, s. S. 9 No. 2. — Stolz Angabe,
Lat. Gramin. 4 207, die der Inschrift einen Dat. Sing. Jove zuschreibt, ist irrig ;

das fragliche ioue gehört mit dem folgenden sat, trotz des senkrechten Strichs

dazwischen, zu einem Wort zusammen, s. ebd. S. 53 Anm.
 
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