l)er Dat.-Sing.-Ausgang cler o-Deklination im Lateinisc-hen.
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wohl ja nach dem S. 5. 32ff. Gesagten an sich auch eine andere
Fassung möglich wäre. Es ist aber bei den engen Beziehungen der
o- und ä-Deklination (S. 4. 25ff.) durchaus unwahrscheinlich, dah
ihre Dat.-Sing.-Ausgänge, die von alters her in ailen Stücken bis
auf die entscheidende Vokalfarbe zusammenstimmten: idg. -oi und 5
-Tci, sich sollten verschieden ausgestaltet haben, ohne dafi ein laut-
gesetzlicher Zwang dafür vorhanden war. Werden doch ahgemein
auch die entsprechenden altoskischen Kasusausgänge -üi und -a)
(hürtm, fluusai) einander quantitativ gleichgestellt. Besteht aber
diese Gleichheit auch im Lateinischen, so.ist duenoi mit -öi anzu- 10
setzen, nicht mit -oi, we'il eben das feminine Gegenstück (iuturnai
u.s.w.) nach dem, was S. 6. lOff. ausgeführt wurde, nur -ai, nicht
-ai enthalten kann. Danaeh sehe ich die verbreitete Annahme, das
lat. -ö von liorto gegenüber dem griech. -uj von xoP 11! 1 sei
Pausastellung aus -öi hervorgegangen, S. 5. 20ff., für ganz un- is
glaubwürdig an.
1>. Nun kann man freilich aucli gegen meine Aufstellung, die
die etymologische Gleichwertigkeit der Ausgänge in duenoi und
horto in Abrede stellt, gewichtige Bedenken geltend machen. Ge-
setzt, es seien im Uritalischen bei der ö-Deklination die zwei Aus- 20
gänge des Dativ Sing. -öi und -ö (aus *-öia x) vorhanden gewesen,
bei der ä-Deklination jecloch nur der eine -cd, bleibt -— bei dem
Trieb, einander entsprechende Ausgangsformen bei den beiclen Dekli-
nationen zu erhalten — bleibt nicht aueh dann die Unähnlichkeit
der üblichen lateinischen Kasusausgänge -0 und -ae auffähig? sollte 25
man nicht erwarten, dab -ö durch das von -äi unterstützte -öi ver-
drängt worden wäre? Sind doch auch im (eigentlichen) Oskischen
und iin Umbrischen für beide Deklinationsklassen nur Dative Sing.
bezeugt, deren italische Vorformen diphthongisch ausgelautet haben:
aosk. abellanui — dcival, aumbr. fse — vesune u.s.w.; vonPlanta, 30
Osk.-Umbr. Dial. 2. 109f., 91 f., Buck, Osk. & Umbr. 107, 114. 1
10. Der Einwand ist ohne Zweifel wohl berechtigt. Allein
ein solcher Sieg der einen Form über die andere vollzieht sich
doch nicht auf einen Schlag, sondern er ist clas Ergebnis eines oft
lange dauernden Pdngens um die Alieinherrschaft. Währenddem 35
aber können gar leicht Kräfte aufkommen, zu Einfluß gelangen und
1 Was man aus dem Umbrisclien und (eigentlichen) Oskischen für das
Vorhandensein vou ö- und ä-Dativen anführt, ist ganz und gar unsicher.
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wohl ja nach dem S. 5. 32ff. Gesagten an sich auch eine andere
Fassung möglich wäre. Es ist aber bei den engen Beziehungen der
o- und ä-Deklination (S. 4. 25ff.) durchaus unwahrscheinlich, dah
ihre Dat.-Sing.-Ausgänge, die von alters her in ailen Stücken bis
auf die entscheidende Vokalfarbe zusammenstimmten: idg. -oi und 5
-Tci, sich sollten verschieden ausgestaltet haben, ohne dafi ein laut-
gesetzlicher Zwang dafür vorhanden war. Werden doch ahgemein
auch die entsprechenden altoskischen Kasusausgänge -üi und -a)
(hürtm, fluusai) einander quantitativ gleichgestellt. Besteht aber
diese Gleichheit auch im Lateinischen, so.ist duenoi mit -öi anzu- 10
setzen, nicht mit -oi, we'il eben das feminine Gegenstück (iuturnai
u.s.w.) nach dem, was S. 6. lOff. ausgeführt wurde, nur -ai, nicht
-ai enthalten kann. Danaeh sehe ich die verbreitete Annahme, das
lat. -ö von liorto gegenüber dem griech. -uj von xoP 11! 1 sei
Pausastellung aus -öi hervorgegangen, S. 5. 20ff., für ganz un- is
glaubwürdig an.
1>. Nun kann man freilich aucli gegen meine Aufstellung, die
die etymologische Gleichwertigkeit der Ausgänge in duenoi und
horto in Abrede stellt, gewichtige Bedenken geltend machen. Ge-
setzt, es seien im Uritalischen bei der ö-Deklination die zwei Aus- 20
gänge des Dativ Sing. -öi und -ö (aus *-öia x) vorhanden gewesen,
bei der ä-Deklination jecloch nur der eine -cd, bleibt -— bei dem
Trieb, einander entsprechende Ausgangsformen bei den beiclen Dekli-
nationen zu erhalten — bleibt nicht aueh dann die Unähnlichkeit
der üblichen lateinischen Kasusausgänge -0 und -ae auffähig? sollte 25
man nicht erwarten, dab -ö durch das von -äi unterstützte -öi ver-
drängt worden wäre? Sind doch auch im (eigentlichen) Oskischen
und iin Umbrischen für beide Deklinationsklassen nur Dative Sing.
bezeugt, deren italische Vorformen diphthongisch ausgelautet haben:
aosk. abellanui — dcival, aumbr. fse — vesune u.s.w.; vonPlanta, 30
Osk.-Umbr. Dial. 2. 109f., 91 f., Buck, Osk. & Umbr. 107, 114. 1
10. Der Einwand ist ohne Zweifel wohl berechtigt. Allein
ein solcher Sieg der einen Form über die andere vollzieht sich
doch nicht auf einen Schlag, sondern er ist clas Ergebnis eines oft
lange dauernden Pdngens um die Alieinherrschaft. Währenddem 35
aber können gar leicht Kräfte aufkommen, zu Einfluß gelangen und
1 Was man aus dem Umbrisclien und (eigentlichen) Oskischen für das
Vorhandensein vou ö- und ä-Dativen anführt, ist ganz und gar unsicher.