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Bartholomae, Christian; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1910, 5. Abhandlung): Der Dat.-Sing.-Ausgang der o-Deklination im Lateinischen — Heidelberg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.32151#0009
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Der Dat.-Sing.-Ausgang der o-Deklination im Lateinischen. 9

allgemeinen zu dürftig, im besondern zu unsicher. Fest steht die
Bewahrung des alten -ai für das Marrucinische, s. toutai marucai
'civitati Marrucae’ u. a. m. Die des alten -ö für das Vestinische,
s. herclo iouio 'Herculi Jovio 5; es sind das aus den kleineren Dia-
lekten die einzigen o-Dative, zugleich aber auch die einzigen Wort-
formen, clie mit Sicherheit als Dat. Sing. cler o-Deklination bezeichnet
werden können (s. vonPlanta, Osk.-Umbr. Dial. 2. 110 f.), so daß
nicht etwa auf alleinigen Cfebrauch von ö-Dativen gesclilossen werden
darf. Vielleicht lebt das alte •öi im -e des volskischen cleue declune
fort; aber das männliche Geschlecht der genannten Gottheit ist
nicht verbürgt; es könnte sich ebensogut um eine Göttin handeln;
dann würde deue dem aosk. derval entsprechen; auch im Um-
brischen sind altes -oi und -ai in -e zusammengefallen, s. vonPlanta,
Qsk.-Umbr. Dial. 2. 91, 109. Endlich, das alte -a scheint sich fort-
gesetzt zu haben im Paelignischen, s. anaceta cerria (so zuletzt
von Grienberger, IF. 23. 350; vgl. aber Conway, It. Dial. 1. 235),
uncl im Marrucinischen, s. iouia (vgl. aber vonPlanta, Osk.-Umbr.
Dial. 2. 90).

13. Alle vier Kasusausgänge waren unzweifelhaft auf dem
faliskisch-lateinischen Sprachgebiet gebräuchlich, wenn sie auch
nicht alle für jeden Einzelclialekt nachzuweisen sind. Für -äi (im
Lateinischen -ai uncl -ae), sowie für -ö beclarf es keiner besondern
Anführungen. Das alte -oi steckt im praenestinischen numasioi
(manios med fhe fhaked numasioi) cler bekannten Fibel, im falis-
kischen zextoi (voltio folcozeo zextoi f; Literatur bei Stolz, Lat.
Gramm. 4 201, No. 2) uncl titoi (mercui 1 neben tito mercui 1; beide
Lesungen mehrfach bezeugt, s. Ti-iulin, Mitt. Arch. Inst., Röm.
Abt. 22. 297 ff., 310); endlich, im Altlateinischen, in duenoi 2 (duenos
med feked . . duenoi 2 cler Dvenosinschrift (Vasculum Dresseiianum)
vom Quirinal uncl in popidoi romanoi, wie nach dem Zeugnis cles
Marius Victorinus früher an Stelle von populo romano geschrieben
wurde. — Dativisches -a erscheint auf Inschriften aus Praeneste:
fortuna, fdeia primogema (bei Dieiil, Altlat. Inschr. Nu. 50) 3, Nemi:

1 Der Dat. Sing. mercui der M-Deklination ist dem auf -oi der o-Dekiinalion
nachgebildet. Das beweist die Üblichkeit der oüFormen.

2 Daß so zu lesen — 'bonus me fecit . . bono’ —, ist ja jetzt kauni melir
strittig; s. S. 11 No. 1.

3 Ich zitiere nach Diehl zur Bequemlichkeit derer, die wie ich das GIL.
nicht zu eigen haben. Dann aber auch deshalb, weil der von Diehl benützte
zweite Teil des ersten Bands zweiter Auflage des GIL. noch nicht erschienen ist.

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