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Bezold, Carl; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1911, 2. Abhandlung): Astronomie, Himmelsschau und Astrallehre bei den Babyloniern — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.32164#0013
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Babylonische Astronomie, Himmelsschau und Astrallehre,

*3

d+ = a4 + c4

= i i h 3g m 30 s

— 47 50

= io h 5 i m 40 s.

Endlich ergab sich ganz selbstverständlich (in Spalte e) als das
Datum, die Tag'eszeit (von der babylonischen Mitternacht an
gerechnet) des Neumonds (bzw. Neulichts, nach dem gerechnet
wurde) für den Monat einer Zeile n die Summe aus dn und dem
Neulichtsdatum der Zeile n—1, d. h. des dem zu berechnenden
unmittelbar vorhergehenden Monats, z. B.

e2 ~~ d2 S -

= IO h I2 m 30 s

—j— 2 8 d 2 1 7 48 40 fc

= 29 d 7 b 2o m i8 s 40 fc.

Hatten also z. B. die Babylonier beobachtet, dass der Neumond
(bzw. das Neulicht) irn Kislev des Jahres 20g der Seleuciden-Aera
nach Yerlauf von 28 Tagen, 21 Stunden, 7 Minuten und 48 Se-
kunden eintrat, so konnten sie mit Hilfe von a und C alle fol-
genden Neumonde errechnen. Betrug im Tebet a 8 Stunden,
39 Minuten und 30 Sekunden und c 93 Minuten, so ergab sich
als die wahre synodische Monatsdauer ein Zeitraum von 29 Tagen
vermehrt um den Ueberschuss von (a -J- c) = 10 Stunden, 12 Min.
und 30 Sek., der zu dem oben erwähnten Neulichtsdatum 29^
7 h 2o m i8 s 40* führte. Kugler hat diese Daten für die Länge
von Babylon durch astronomische Rechnung nachgeprüft und
gefunden 35), dass der Neumond am 28. Kislev 209 der Seleu-
ciden-Aera = 1. Januar 102 v. Chr. statt um 9 Uhr 7 Minuten
abends (ex) schon um 7 Uhr 43 Minuten, also 1 Stunde 24 Mi-
nuten früher, und am 29. Tebet = 31. Januar desselben Jahres
statt um 7 Uhr 20 Min. morgens (e2) schon um 6 Uhr 12 Min.,
also 1 Stunde 8 Min. früher eintrat.

Aus diesem, wie schon bemerkt zu den einfacheren Rech-
nungen gehörigen Beispiel mögen Sie ersehen, wie weit die
Babylonier in der Arithmetik am Ende des 2. Jahrhundert v. Chr.
fortgeschritten waren, in wie glücklicher Weise sie sich die
Arbeit der Berechnung des Mond- und Sonnenlaufes in zwei
gesonderte Untersuchungen zu zerlegen wussten und welchen
Grad von Genauigkeit sie dabei erreichten.
 
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