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Hampe, Karl [Hrsg.]; Baethgen, Friedrich [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1911, 5. Abhandlung): Mitteilungen aus der Capuaner Briefsammlung/3 — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.32167#0004
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K. Hampe:

Schon vorher ist er in Venafro Bischof gewesen. 3) Aus dem
Brande dieser Stadt — vielleicht bei der Einnahme durch die
deutschen Truppen Kaiser Heinrichs VI. am 12. November 1192 —
flüchtete er sich nach Aversa, ward dort, weil er einfältigen Herzens
zu sein schien 4), freundlich aufgenonnnen und später zum Bischof
der Stadt erkoren. Oh er es bereits war, der am 15. April
1195 der Stadt Aversa jenes bedeutsame Privileg Heinrichs VI.
erwirkte, das durch seine für die Neapolitaner feindlichen Be-
stimmungen schon den Keim für den künftigen Zwist der beiden
Städte enthielt 5), wird nicht ersichtlich. Die Privilegien der Kaiserin.
Konstanze für Aversa sind, wie es scheint, nicht vollständig bekannt. 6)
Erst eine Verleihung des Grafen Dipold von Acerra vom Februar 1198
geschah ausdrücklich „in Anbetracht der Treue des Bischofs
Gentilis“. 7)

Die hier zum Ausdruck gebrachten Beziehungen wurden heim-
lich auch dann noch fortgesetzt, als beim Ausbruch der Kämpfe
nach dem Tode der Kaiserin Konstanze Dipold einer der gefähr-
lichsten Gegner des päpstlichen Regimentes wurde. Denn inzwischen
war von Innozenz III. eine Maßnahme getroffen, die den Bischof
Gentilis zum unversöhnlichen Feinde der Kurie machte. Flatte
Heinrich VI. Aversa gegen das ihm widerspenstige Neapel be-
günstigt 8), Papst Innozenz beugte den Stolz des nach unmittelbarer
EFnterordnung unter die Kurie strebenden Bistums Aversa, indem
er es zwang, sich den Metropolitanansprüchen des Erzbiscliofs von
Neapel zu fügen, und nur eine nachträgliche rechtliche Prüfung

3) Vgl. unten ßrief 2. Venafro und Isernia waren damals noch zu einem
Bistum vereinigt. In der Liste ihrer Bischöfe bei Gams erscheint wirklich der
Narne des Gentilis. Mit der zugefügten Zeitangabe „c. 1195“ ist freilich wenig
anzufangen. Ebenso diirfte das für die Translation nach Aversa angenommene
Jahr 1198 unsicher sein. Cappelletti, Le chiese d’ltalia (Venezia 1866) XX, 161
spricht von einem Briefe Innozenz’ III., aus dem hervorgehe, daß dieser den Gen-
tilis 1195 (!) von Venafro nach Aversa versetzt liabe. Aber in dem zitierten Briefe
Reg. X, 91 (Potth. 3146) steht nichts dergleichen. Als translatus vvird er auch
unten im Brief Nr. 1 bezeichnet.

4) Vgl. in Nr. 2: simulacione simplicitatis vuttus sui.

°) Vgl. den Druck Scheffer-Boichorsts, Neues Arch. 27, 78, wo aueh über
die Parteistellung Aversas in den neunziger Jahren einige Bemerkungen zusammen-
gestellt sind.

6) Vgl. Neues Arch. 24, 136 und hinsichtlich der Mehrzahl dcn Ausdruck
privilegia in der Urkunde Friedrichs II. vom Jan. 1221, Winkelmann, Acta I, 189.

7) Vgl. R. I. V, 12145 und Scheffer-Boichorst, Neues Arch. 24, 136.

8) Vgl. Neues Arch. 27, 78.

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