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Hampe, Karl [Hrsg.]; Baethgen, Friedrich [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1911, 5. Abhandlung): Mitteilungen aus der Capuaner Briefsammlung/3 — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.32167#0007
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Mitteilungen aus der Capuaner Briefsammlung III.

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temporaliter aggravet manus suas. Bald nach Mitte April muß
Gerhard von Rom abgereist sein, denn nach dem 19. April 21) be-
gegnet in den päpstlichen Urkunden seine Unterschrift nicht melir.
Sein letztes Ziel war allerdings die Insel Sizilien; vorher aber sohte
er offenbar in den Provinzen des Festlands nach Möglichkeit zum
Rechten sehen. Er scheint nahezu ein halbes Jahr auf diese
Tätigkeit verwandt zu haben; am 1. Septemher 1204 gab ihm der
Papst noch eine auf Kalabrien bezügliche Weisung 22); erst in den
Briefen vom 4. Oktober wird mit der Ankunft des Legaten auf der
Insel gerechnet. 23)

Nun deutet in unserm Berichte der Ausdruck in Terra Laboris
moram protrahens longiorem kiar genug an, dah hier nur ein in die
Länge gezogener Aufenthalt unterwegs, nicht das Ziel der Legation
gemeint ist. Da cler Kardinal Gerhard diese Provinz als die erste
betreten mußle, so kärnen für clen Aufenthalt die Monate Mai und
Juni in Betracht, und dazu stimmt nun auf das Beste, daß dem
Bischof von Aversa, wie in jenem Bericht erwähnt wird, eine
Ladung an die Kurie zum 6. Juli zugestellt wird. Ich möchte
danach nicht zweifeln, daß Gerhard der Verfasser des Legatenbe-
richtes war, und als Zeitpunkt den Juni 1204 annehmen.

Er hat, wie er clem Papste schreibt, den Bischof Gentilis von
Aversa gründlich beobachtet und ihm die Maske der Heuchelei
vom Antlitz gerissen. In jeder Llinsicht ist clieser ungehorsam uncl
scheint clie römische Kurie geradezu zu verachten; niemals seit
seiner Translation ist er clort persönlich erschienen. Er verkehrt
mit den vom Papste Gebannten und hat inshesondere mit Dipolcl
von Acerra jene Beziehungen unterhalten, deren schon oben geclacht
ist. Bei den Aversaner Bürgern hat er 1203 die Hilfsverweigerung
an den Grafen von Brienne durchgesetzt. Dabei verschleudert er
das kirchliche Gut in unverantwortlicher Weise und richtet sein
Bistum zu Grunde. Daher hat ilm cler Legat auf clen 6. Juli zur
Verantwortung an die römische Kurie gelaclen, besorgt aber sogleich,
jener möchte sein Nicliterscheinen mit Ausflüchten begrünclen, und
erbittet claher vom Papste noch eine besonclere Ladung und
Sicherung der Aversaner Kirche gegen neue Eingriffe in ihr Gut,
clie Gentilis geracle aus Anlah dieser Reise vornehmen könnte.

Unter normalen Verhältnissen würde auf solche wohlbegrün-
deten Anklagen hin wahrscheinlich clie Absetzung cles Bischofs er-

- 22) r. i. v, 5902. — 23) R. I. V, 5904, 5905, 5906.

2I) Potth. 2185.
 
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