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Hampe, Karl [Hrsg.]; Baethgen, Friedrich [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1911, 5. Abhandlung): Mitteilungen aus der Capuaner Briefsammlung/3 — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.32167#0008
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8

K. Hatnpe:

folgt sein. Indessen in jenen Tagen der sizilischen Anarchie standen
einem Prälaten, der auch vor dem Äußersten nicht zurückschreckte,
Mittel genug zu Gebote zur Verschleppung und Verhinderung eines
ihm drohenden Prozesses, nötigenfalis gar zur gewaltsamen Be-
hauptuug wider den päpstlicheu Willen. Gelang das dem Bischof
Gentilis noch ein Jahr bis zum Tode des Grafen Walter von
Brienne (14. Juni 1205), so wäre es begreiflich genug, wenn
hinfort auch Zweckmäßigkeitsrücksichten den Papst von einem
schrofferen Vorgehen gegen ihn abgehalten hätten; denn nun ward
Dipold in einem Maße Herr der Lage, daß Innozenz sich mit ihm
aussöhnte, ihn mit seinen Anhängern vom Banne löste und ihn
gegen seine sizilischen Feinde auszunutzen suchte, bis gegen Ende
1206 durch den an Dipold geübten Verrat nach kurzer Pause
allenthalben die Unruhen wieder ausbrachen. 24)

Inzwischen hatte sich Gentilis aucli mit cler Bürgerschaft von
Aversa, die er Ende 1203 noch in der Pland gehabt hatte, über-
worfen. Das hing mit der Einnahme von Cumä zusammen.

Gumä war, wie es scheint, längere Zeit hindurch der Sitz eines
deutschen Ilaubgesindels gewesen, das von dort aus den Reisenden
zu AVasser und zu Lande, sowie den benachbarten Städten und
ihren ungeschützten Landgütern grohen Schaden zugefügt hatte. 25)
Endlich war den Aversanern mit ihrem Bischof an der Spitze die
Einnahme gelungen. Das dürfte etwa im Sommer 1206 geschelien
sein. 26) Ziemlich unvermittelt erscheint auch in der nicht übermäßig
durchsichtigen Darsteilung der Translatio S. Julianae der Bischof

24) Vgl. Winkelmann, Otto IV., S. 64 ff.

23) Vgl. den Bericht der Translatio S. Julianae Acta Sanctorum Febr. II, 882:
—• cum civitas Cumana, quae propter inhdbitantium malitiam civitatis nomen
amiserat et latrocinantium locus et malorum omnium sentina effecta tam civitati
Neapoli quam Aversae et omnibus tenimentis earum nimis esset infesta, transeun-
tibus quoque tam per mare quam per terram damna plurima et pericula nxini-
straret etc.

26) In einem noch ungedruckten Briefe der Capuaner Sammlung fol. 127 a
mit dem Anfang Sub peremptorio wird von Aversa aus darüber geklagi, daß die
Deutschen nach der Einnahme von Cumä durch die Aversaner (captis Cutnis ab
Aversanis) aus Anlafä des Verlustes einiger Pferde, den sie dabei erhtten, den
Bürgern Nachstehungen bereiteten. Der Brief ist etwa im Anfang Oktober ge-
schrieben; er gehört inlialtlich zu einer später zu veröffenlliehenden Gruppe von
Briefen, die, nach den darin vorkommenden Monatsdaten und Tagesnamen zu
schließen, nur in die Jahre 1200 oder 1206 gehören können. Da es nun in dem
Stücke Nr. 3 unten vom Frühjahr 1207 heißt castrum Cumarum nuper Aver-
scme ecclesie acquisitum, so wird nur das Jahr 1206 in Betracht zu ziehen sein.
 
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