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Hampe, Karl [Hrsg.]; Baethgen, Friedrich [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1911, 5. Abhandlung): Mitteilungen aus der Capuaner Briefsammlung/3 — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.32167#0013
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Mitteilungen aus der Capuaner Briefsammlung III.

13

Gerade aus diesen letzten Yorbehalten erkennt man, wie
schwierig ein Vorgehen gegen den schlimmen Bischof für Innozenz
unter den damaligen Verhältnissen war. Daß er es freilich vor-
derhand noch mit der Begründung, es mangelten die Beweise, ganz
abgelehnt habe, wie aus dem Stück Nr. 4 hervorgehen könnte,
würde nach allem, was geschehen, schier unglaublich erscheinen.
Indes jenes Stück ist ganz offenbar nur eine plumpe Stilübung,
wie sie in der Capuaner Sammlung ja öfter in bunter Mischung
mit echten Stücken vorkommen. Sie ist die Antwort auf clie kurze
Klageschrift Nr. 3, mit der sie in cler Handschrift zusammensteht,
und die sie cladurch ebenfalls von vornherein verdächtigt. Auch
Nr. 3 wird in seiner formlosen Ivürze wohl als eine Stilübung zu
betrachten sein. Es ist da, wie es ja in der Sammlung häufiger
vorkommt 32), ein einzelnes Motiv aus clem Briefe Nr. 2 besonders
bearbeitet, und zwar ein Motiv (der Verrat der Burg von Cumä),
das für sich allein schwerlich zu einer Anklage bei dem Papste
ausreichte, da es doch in erster Linie die Stadt Aversa anging.
Diese Stilübung muß freilich von einem gutunterrichteten Zeitge-
nossen herrühren, da er sachlich Genaueres bringt, als aus Nr. 2
zu entnehmen war. So glaube ich sie historisch doch mit Vorsicht
verwerten zu clürfen. 33)

Die Geschichte cles Bischofs Gentilis bricht in unserer Über-
lieferung ganz plötzlich ab. Wir wissen nicht, was weiter aus ilim
und seinen Gegnern geworden ist. Nur das eine läßt sich mit
einiger Sicherheit sagen, daß es trotz allem zu einer Absetzung
nicht kam, denn, wie aus clem Briefe Nr. 7 unten hervorgeht, war
er bei der Wahl seines Nachfolgers bereits gestorben. Vielleicht
erklärt ein bald nach der Anklage des Jahres 1207 erfolgter Tod
am besten das jähe Verstummen der Überlieferung. Genaueres
läßt sich freilich über den Zeitpunkt seines Todes bei dem jetzigen
Stande unsrer Quellenkenntnis nicht aussagen. Völlig irrig ist der
Ansatz zu 1217, den man bei Ughelli und danach bei Gams und
Eubel fmdet, denn für den Juli 1215 läßt sich sein Nachfolger mit
Sicherheit nachweisen. 34) Ich vermute, daß Gentilis schon viel
früher gestorben ist. Sollte er wirklich noch mit der Bürgerschaft
von Aversa den heldenmütigen Widerstand gegen die Truppen

32) Vgl. Mitt. d. Inst. f. öst. Gesch. XXII, 585, 592.

33) Ob der Beiname des Herrn Gottfried darin richtig angegehen ist, könnte
man nach den ohigen Ausführungen allerdings in Zweifel ziehen.

34) R. I. V, 12481.
 
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