Metadaten

Hampe, Karl [Hrsg.]; Baethgen, Friedrich [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1911, 5. Abhandlung): Mitteilungen aus der Capuaner Briefsammlung/3 — Heidelberg, 1911

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.32167#0016
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
16

K. Hampe:

Einmal an den Papst (Nr. 6). Außer Umsicht, Güte, Ehrenhaftig-
keit und ßildung wurde da besonders die zuverlässige Treue
gegen den Papst hervorgehoben. In der Tat wissen wir, daß
Basuin dem jungen König Friedrich II. von dessen frühester
Jugend an wertvolle Dienste erwiesen hat 41); Treue gegen clen
König und gegen den Papst fiel im damaligen Sizilien in der Regel
zusammen. Ein zweites Schreiben (Nr. 7) von weitgehender Über-
einstimmung mit clem ersten wurcle, wie es scheint, an einen Kar-
dinal gerichtet, dem man bei seiner Herkunft aus Aversa oder der
umliegenden Landschaft genügencles Interesse zutraute, um die
Translation Basuins beim Papste zu befürworten. Wirklich dürfte
er (nach Nr. 10) wesentlichen Anteil an dem Erfolge gehabt haben.
Sobald man die päpstliche Gewährung in Händen hatte, machte
man in einem dritten Briefe (Nr. 8) dem Erwählten selber Mit-
teilung von der Wahl und dem Einverständnis des Papstes,
schilderte die Freude der Geistlichkeit und den Jubel der ganzen
Staclt und bat ihn inständig, sich dem R.ufe in die Heimat nicht
versagen zu wollen.

Basuin hat in seinem Entschinsse nicht geschwankt. In der
bunten Völkermischung von Gatanzaro fühlte er sich in der Fremde,
unter Barbaren; so begrüf3te er clie Möglichkeit der Rückkehr in
die latinische Heimat mit Frohlocken. 42) Hätte er Bedenken gehabt,
so würden sie überdies nicht Stand gehalten haben einem Schreiben
des Papstes (Nr. 9) gegenüber, der gleich im Eingang eine Absage
an die Heimatkirche als Undankbarkeit erklärte, clie Lösung vonr
bischöflichen Amte in Gatanzaro ohne weiteres aussprach uncl ge-
radezu befahl, der Aversaner Kirche das etwa Verlorene zurückzu-
forclern, das Verirrte wiederzubringen, das Gebrochene zu ver-
binden, das Schwache zu festigen, was er aber als fett und stark
vorfmde, zu bewahren.

Diese vom Papste verwendeten Worte des Propheten Plesekiel
mochte Basnin damals als formelhaft und einer besonderen Be-
ziehung entbehrend betrachten; bald nach seinem Amtsantritt in
Aversa erkannte er ihren bitteren Kern. Denn anstatt einen Ruhe-
platz gefunden zu haben, sah er sich von tausend Sorgen bestünnt.
Die Erbschaft seines Vorgängers war so unerfrenlich wie möglich.

41) R. 1. V, 12481. Da Basnin nacli dem Brief Nr. 7 den Magistertitel be-
saß, so könnte man möglichenfalls auch an eine Lehrtätigkeit bei dem jungen
Friedricli denken.

42) Ygl. die hetreffenden Stellen in Brief 10.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften