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Duhn, Friedrich von; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1911, 6. Abhandlung): Eine Bronzestatuette der Heidelberger archäologischen Sammlung (Vortrag, gehalten in der Sitzung der Gesamtakademie am 24. Juni 1911) — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.32168#0005
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Eine Bronzestatuette der Heidelberger archäologischen Sammlung.

Stein, welche clas itn andern Material möglich Gewordene in ihrem
eigenen durch kunstYolle Stückung oder das kostspielige AVagnis
größerer Blöcke ebenfalls wiederzugeben bald kühn versuchte.
Aber auch hier nirgends Überstürzung, nirgends geniales Künst-
lervorstürmen! Bedächtig wagt der Handwerker, die Unterarme
zu lösen, sie ein wenig vorzustrecken oder zu heben, in die sich
öffnenden Hände Attribute zu fügen, welche ein Erkennen der
gewollt.en Gestalt erleichtern sollen. An Stelle des gleichmäßigen
Stehens auf zwei in Schrittstellung getrennten Beinen wird
schüchtern begonnen, das eine Bein zu entlasten, es leicht zu
beugen und durch solchen Yersuch, das Ivörpergewicht ungleich
zu verteilen, einen leichteren weniger gezwungenen Stand der
Figur herbeizuführen. Die Vertikalachse verliert ihre Starrheit,
wirkliche Bewegung durchdringt den ganzen Körper, Eintreten des-
selben in eine Handlung wird nun erst ermöglicht. Einzelne her-
vorragende Handwerker sclireiten wegweisend voran, sie werden
Künstler, Männer wie Ivanachos, Tektaios, Angelion, Kallon und
manche andere.

Die mit den Perserkriegen einsetzende machtvolle Erregung
weckt die nationalen Empfmdungen besonders im festländischen
Griechenland, die dort im Peloponnes heimische Agonistik er-
hebt sich schon seit dem ausgehenden sechsten Jahrhundert aus
der Sphäre des Sports zu einem das ganze Volk erfassenden
Streben, in edlem Wettstreit den Körper zum möglichst voll-
endeten Werkzeug männlichen Könnens und Wollens zu erziehen.

Von jetzt an steht die künstlerische Wiedergabe des nackten
männlichen Körpers ausschließlich unter dem Zeichen der agoni-
stischen Kunst, auch da, wo es andere Dinge, z. B. Darstellungen
ernsten Kampfes oder mythologische Vorgänge wiederzugeben
galt. Die Agonistik wurde die hohe Schule für die Künstler, denen
die sich häufenden Aufgaben zufielen, das Gedächtnis der Sieger
zu feiern durch Schaffung von Statuen der Sieger daheim oder
auf den nationalen Stätten heiliger Kampfspiele. Nicht mehr
zufrieden sein konnte !man jetzt mit den früheren ruhig hin-
tretenden Gestalten, die nur durch ihr Dasein der siegspendenden
Gottheit Freude machen und den Dank bezeugen sollten. Ent-
wed.er werden die Kampfarten vorgeführt, mit denen der Sieg
errungen war, also Diskoswurf, Lauf, Faustkampf, Sprung usw.,
hald mehr realistisch die entscheidende Handlung selbst dar-
stellend, bald die ruhig vorbereitende, den Sieg wollende, ihn
 
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